Lehrpocsie. 
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SÖSißt, wo es keinen Herrn und keinen Diener gibt? 
Wo eins dem andern dient, weil eins das andre liebt. 
Du wirst nicht musterhaft durch Jagd nach andrer Fehlern, 
Und nie wirst du berühmt durch fremden Ruhmes Schmälern. 
Sei gut und laß von dir die Menschen Böses sagen; 
Wer eigne Schuld nicht trägt, kann leichter fremde tragen. 
Wer ist dein ärgster Feind? Des Herzens böse Lust, 
Die widerspenst'ger wird, je mehr du Lieb's ihr thust. 
Vor jedem steht ein Bild des, was er werden soll; 
Solang' er das nicht ist, ist nicht sein Friede voll. 
Bedenke, daß ein Gott in deinem Leibe wohnt, 
Und vor Entweihung sei der Tempel stets verschont. 
Du kränkst den Gott in dir, wenn du deu Lüsten frönest, 
Und mehr noch, wenn du in verkehrter Selbstqnal stöhnest; 
Gott stieg herab, die Welt zu schaun mit deinen Augen; 
Ihm sollst du Opferduft mit reinen Sinnen saugen! 
Er ist, der in dir schaut und fühlt und denkt und spricht; 
Drum was du schaust, fühlst, denkst und sprichst, sei göttlich licht. 
Lern' von der Erde, die bu* bauest, die Geduld! 
Der Pflug zerreißt ihr Herz, und sie vergilt's mit Huld. 
Gib nicht zu schnell dein Wort, so brauchst du's nicht zu brechen; 
Viel besser ist es, mehr zu halten als versprechen. 
Verschieb nicht, was du heut' besorgen sollst, auf morgen; 
Denn morgen findet sich was Neues zu besorgen. 
Beständig ist kein Glück im Unbestand des Lebens 
Als nach Beständigem Beständigkeit des Strebens. 
Sechs Wörtchen nehmen mich in Anspruch jeden Tag: 
Ich soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag. 
Ich soll, ist das Gesetz, von Gott ins Herz geschrieben, 
Das Ziel, nach welchem ich bin von mir selbst getrieben. 
Ich muß, das ist die Schrank', in welcher mich die Welt 
Von einer, die Natur von andrer Seite hält.