107
spitze Jütlands vor, wo er glühende Kugeln in's Meer feuern
ließ. Die eroberten Länder wurden auf die schrecklichste Weise
verwüstet.
Im Jahre 1628 stand Wallenstein mit 100,000 Mann an
den Küsten der Ostsee, von wo aus er wohl hoffen mochte, den
katholischen Glauben wieder im Norden herrschend zu machen.
Auch scheint es, als habe er damals den Gedanken gehegt, den
Handel der nördlichen Meere von diesem Punkte aus zu beherr¬
schen, denn er nahm sogar den Titel: ,,Admiral der Nord-
und Ostsee an. Die beiden Herzoge von Mecklenburg wur¬
den in demselben Jahre (1628) vom Kaiser ihrer Länder entsetzt,
weil sie früher Bundesgenossen des Dänenkönigs gewesen wa¬
ren. Wall enstein aber, der dem Kaiser eine bedeutende Rech¬
nung über verausgabte Kriegskosten gemacht hatte, erhielt zum Er¬
satz dafür die Länder der vertriebenen Herzoge. Diese waren nicht
in der Lage, dem einrückenden Wallenstein die Stirn bieten zu kön¬
nen, weßhalb sie zu ihrem Oheim, dem Schwedenkönige Gustav
Adolph, flohen. Von Mecklenburg aus richtete Wallenstein seine
Augen auf das benachbarte Pommern, welches, da der schon hoch
bejahrte Herzog Bogislav XIV. kinderlos war, füglich mit Meck¬
lenburg vereiniget werden konnte. Während alle Städte in Meck¬
lenburg, Brandenburg und Pommern sich dem kaiserlichen Adler
gebeugt hatten, war doch noch eine Stadt vorhanden, welche
trotzig der riesig angewachsenen Macht Wallenstein's ihre Thore
verschloß. Es war
Stralsund,
die reichste und mächtigste Stadt in Pommern, welche vordem zur
großen Hansa gehört hatte. Die Bürgerschaft Stralsunds, welche
zur Unterhaltung des kaiserlichen Heeres schon große Summen her¬
gegeben hatte, sollte nun auch Wallenstein's Soldaten in die Stadt
aufnehmen. Sie weigerte sich aber hartnäckig; da ließ Wallenstein
durch seinen Feldherrn Arnim die Stadt belagern.
Da dieser aber Nichts auszurichten vermochte, so erschien er
endlich selbst vor Stralsund und befahl einen Sturm nach dem
andern; aber die Einwohner vertheidigten sich, von Dänemark und
Schweden unterstützt, mit heldenmüthiger Tapferkeit. ,,Jch werde