Full text: [Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der neuern und neuesten Geschichte] (Theil 4)

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Kolben einer schweren Pistole mehrmals auf den Kopf. Diese ge¬ 
fahrvolle Lage bemerkte der Herzog Franz von Lauen bürg, 
sprengte sofort herzu, schoß den Rittmeister vom Pferde und riß 
dann den kaiserlichen Feldherrn auf der Flucht mit sich fort. 
Noch am Tage vor dieser Schlacht hatte sich Tillp gerühmt, 
nie ein Treffen verloren zu haben. 
Der Verlust der Kaiserlichen an Todten und Verwundeten be¬ 
trug fast 8000 Mann, und beinahe ebenso groß war die Anzahl 
derer, welche auf der Flucht gefangen wurden; die siegende Partei 
dagegen hatte auf dem Schlachtfelde nur 7OO Schweden und 2000 
Sachsen verloren. 
Erbeutet wurden von den Siegern 70 Fahnen, 27 Kanonen, 
das Lager, das Gepäck und die Kriegskasse. 
Der fromme König warf sich, nach errungenem Siege, auf die 
Knie, hob die Hände empor und rief: „Dank Dir, o Gott, 
Dank Dir für diesen Sieg!" 
Durch diesen einen Sieg wurden dem Kaiser (überhaupt der 
katholischen Partei in Deutschland) die seit 12 Jahren errungenen 
Vortheile vollständig entrissen. Die Protestanten schöpften nun die 
freudigste Hoffnung und priesen den Schwedeukönig als ihren Ret¬ 
ter und Befreier. Wohin Gustav von jetzt an kam, da wurde er 
auch mit unbeschreiblichem Jubel empfangen. 
Gustav Adolph's Triumphzug in Deutschland. 
Nach dem glorreichen Siege bei Leipzig (Breitenfeld) drang der 
große Schwedenkönig, dem jetzt kein Feind mehr Widerstand zu 
leisten vermochte, kühn und rasch weiter. Voll Begeisterung schloß 
sich jetzt das protestantische Deutschland an ihn an. Sein Zug 
glich einem wahren Triumphzuge. An einzelnen Orten ging ihm 
die Bevölkerung, Freudenthränen weinend, entgegen, drängte sich 
an ihn, und wer es vermochte, seiner Person nahe zu kommen, 
küßte ihm die Hände, die Füße und den Saum seines Gewandes. 
Bei einer solchen Gelegenheit äußerte Gustav: „Unsere Sachen 
stehen auf einem guten Fuße, allein ich fürchte, daß mich Gott 
wegen der Thorheit dieses Volkes strafen werde. Hat es nicht 
das Ansehen, als wollten die Leute mich zu ihrem Abgotte ma¬ 
chen? Wie leicht könnte der Gott, welcher den Stolzen demüthi-
	        
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