Full text: [Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der neuern und neuesten Geschichte] (Theil 4)

171 
und cs war in ihm der lebhafteste Wunsch erwacht, von diesem 
Manne Unterricht zu empfangen. Auf sein Anregen wandte sich 
die Königin mit der Bitte an den König von Sachsen, den Ge¬ 
nannten in jedem Jahre auf einige Wochen nach Berlin zu senden. 
Der Bitte wurde gewillfahrt, und Quanz kam heimlich in Ber¬ 
lin an. Hatte nun Friedrich den anstrengenden Dienst des Tages 
hinter sich, so legte er gern den knappen Soldatenrock ab, warf 
sich in seinen scharlachrothen Schlafrock und gab sich den Freuden 
der Musik und der Lectüre geistreicher Schriften hin. 
Eines Abends nahete der König, als der Kronpring von Quanz 
eben Unterricht empfing. Die ausgestellte Wache (v. Katte) springt, 
Schreck im Angesichte, plötzlich in's Zimmer, rufend: „Der König 
kommt!" 
Da verstummt der Flöte Klang, schnell ergreift man Noten- 
büchcr und Instrumente und Quanz flüchtet sich mit Katte in ein 
Ofenkämmerchen, während Friedrich in die Uniform fährt. Noch 
aber liegen mehrere Gegenstände da, welche den Kronprinzen ver- 
rathen. Auf dem Tische erblickt der König, der plötzlich eintritt, 
französische Schriften und über der Stuhllehne hängt der scharlach- 
rothe Schlafrock. Der Anblick dieser Gegenstände versetzt ihn in 
ungestüme Wuth. Er überschüttet den Kronprinzen mit den heftig¬ 
sten Borwürfen, wirft den Schlafrock in's Feuer, und auf der 
Stelle muß der nahe wohnende Buchhändler Hände kommen, dem 
er befiehlt, die französischen Schriften mitznnehmen und zu ver¬ 
kaufen. 
So konnte es nicht anders kommen, als daß Friedrich dem 
Vater, der mit großer Strenge gegen ihn verfuhr, niehr und mehr- 
abgeneigt wurde. Mit dem größten Unwillen sah auch der König 
in den den feinigen so ganz entgegengesetzten Neigungen seines Soh¬ 
nes , der sich nicht von den dem Könige verhaßten Schriften, wie 
auch nicht von seiner „Querpfeiferei" — so nannte der Vater 
sein Flötenspiel — abbringen ließ. Beide Beschäftigungen waren 
dem Vater zuwider. „Fritz ist ein Querpfeiser und Poet; er¬ 
wacht sich Nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze 
Arbeit verderben," sprach er, und dachte sogar daran, den Kron¬ 
prinzen, zu Gunsten seines jünger« Sohnes Wilhelm August, 
ganz von der Thronfolge nuszuschließeu.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.