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und cs war in ihm der lebhafteste Wunsch erwacht, von diesem
Manne Unterricht zu empfangen. Auf sein Anregen wandte sich
die Königin mit der Bitte an den König von Sachsen, den Ge¬
nannten in jedem Jahre auf einige Wochen nach Berlin zu senden.
Der Bitte wurde gewillfahrt, und Quanz kam heimlich in Ber¬
lin an. Hatte nun Friedrich den anstrengenden Dienst des Tages
hinter sich, so legte er gern den knappen Soldatenrock ab, warf
sich in seinen scharlachrothen Schlafrock und gab sich den Freuden
der Musik und der Lectüre geistreicher Schriften hin.
Eines Abends nahete der König, als der Kronpring von Quanz
eben Unterricht empfing. Die ausgestellte Wache (v. Katte) springt,
Schreck im Angesichte, plötzlich in's Zimmer, rufend: „Der König
kommt!"
Da verstummt der Flöte Klang, schnell ergreift man Noten-
büchcr und Instrumente und Quanz flüchtet sich mit Katte in ein
Ofenkämmerchen, während Friedrich in die Uniform fährt. Noch
aber liegen mehrere Gegenstände da, welche den Kronprinzen ver-
rathen. Auf dem Tische erblickt der König, der plötzlich eintritt,
französische Schriften und über der Stuhllehne hängt der scharlach-
rothe Schlafrock. Der Anblick dieser Gegenstände versetzt ihn in
ungestüme Wuth. Er überschüttet den Kronprinzen mit den heftig¬
sten Borwürfen, wirft den Schlafrock in's Feuer, und auf der
Stelle muß der nahe wohnende Buchhändler Hände kommen, dem
er befiehlt, die französischen Schriften mitznnehmen und zu ver¬
kaufen.
So konnte es nicht anders kommen, als daß Friedrich dem
Vater, der mit großer Strenge gegen ihn verfuhr, niehr und mehr-
abgeneigt wurde. Mit dem größten Unwillen sah auch der König
in den den feinigen so ganz entgegengesetzten Neigungen seines Soh¬
nes , der sich nicht von den dem Könige verhaßten Schriften, wie
auch nicht von seiner „Querpfeiferei" — so nannte der Vater
sein Flötenspiel — abbringen ließ. Beide Beschäftigungen waren
dem Vater zuwider. „Fritz ist ein Querpfeiser und Poet; er¬
wacht sich Nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze
Arbeit verderben," sprach er, und dachte sogar daran, den Kron¬
prinzen, zu Gunsten seines jünger« Sohnes Wilhelm August,
ganz von der Thronfolge nuszuschließeu.