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Oesterreich blieb in sich abgeschlossen; Preußen hingegen
nahm Darmstadt, Anhalt und Sondershausen in seinen Zollver¬
band auf; Baiern, Würtemberg und Hohenzollern traten für sich
in einen besondern Verband, vereinigten sich aber bald nachher mit
Preußen und Darmstadt. Hannover, Braunschweig, Kassel und
Oldenburg bildeten den mitteldeutschen Handelsverein, so daß Ba¬
den, Mecklenburg und noch einige andere kleine Staaten allein stan¬
den. Mit dem Jahre 1832 sind auch Hessenkassel und Weimar
dem preußisch-darmstädtischen Zollvereine beigetreten, was zur Folge
hatte, daß im Hanauischen tumultuarische Auftritte entstanden, wo¬
bei mehrere Menschen das Leben verloren und einige Häuser nie¬
dergebranut wurden. Später entwickelte sich, besonders durch Preu¬
ßens Vermittelung, der große d e utsche Z ollv er e in. Im Uebri-
gen schlich das deutsche Leben langsam und träge bis zum Jahre
1830 dahin.
Die zweite französische Revolution.
Ende Juli 1830.
Nach dem Sturze Napoleons hoben die verbündeten Mächte
die ältere Linie der Bourbonen wieder auf den kaiserlichen Thron.
Obschon Ludwig XVIII. eine das Volk vertretende Verfassungsur¬
kunde (Charte) gab, so hatten die Bourbonen dennoch immer eine starke
Partei des französischen Volkes gegen sich. Die Franzosen wurden
nach und nach unzufrieden, und diese Unzufriedenheit steigerte sich
unter Ludwig's Nachfolger, Karl X., weil dieser in der Wahl sei¬
ner Minister nicht klug genug zu Werke ging.
Um nun in den Franzosen für die Grundsätze der Minister eine
bessere Stimmung zu erwecken, unternahm nian im Frühling des
Jahres 1830 die ruhmvolle Expedition nach Algier, dessen
Dei der französischen Negierung Veranlassung zu Zwistigkeiten ge¬
geben hatte. Schon nach wenigen Wochen wurde die stark befe¬
stigte Hauptstadt erobert und ein großer Schatz an baarem Gelde
und mancherlei Kostbarkeiten erbeutet. Algier ist nun jetzt eine
französische Colonie, und Fra»kreich hat sich wenigstens das Ver¬