Full text: Grundlehren der mathematischen Geographie und elementaren Astronomie

§ 72. Kometen; Meteorite; Zodiakallicht. 
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meteorite. Indem S chi apa rei li die Bahnen einzelner Aggre¬ 
gate oder Schwärme solcher Körper berechnete, gelangte er zu 
folgendem hochwichtigen Resultate*); 
Die Stern sehn uppenschwär me bewegen sich 
grossen teils in ganz denselben elliptischen Bahnen 
um die Sonn'e, wie gewisse Kometen; letztere dürfen 
demnach als Anhäufungen von Meteoriten aufgefasst 
werden und ver m ö g e n unter Umständen sich in 
Schwärme aufzulösen. 
Wenn die Erde einen solchen Meteoritengürtel in seiner 
Bahn kreuzt, so nimmt man einen förmlichen Sternschnuppen- 
regen wahr, so besonders um die Zeit des 10. August und 12. No¬ 
vember. Die feurigen Meteore scheinen dann stets von der näm¬ 
lichen Stelle des Himmelsgewölbes, dem Radiationspunkte, 
herzukommen, und da in den beiden genannten Fällen der Radia¬ 
tionspunkt bezüglich in den Sternbildern des Perseus und des 
Löwen gelegen ist, so bezeichnet man August- und November- 
schwarm jeweils als die Per seiden und Leonid en. 
c) Tierkreislicht. Am schönsten unter den Tropen, 
etwas weniger deutlich jedoch auch in den gemässigten Zonen, 
erblickt man häufig — kurz nach Sonnenuntergang im Frühling, 
kurz vor Sonnenaufgang im Herbst — am West- resp. Osthimmel 
einen matten, pyramidal sich erhebenden Lichtschim¬ 
mer von elliptischer Form. Da die Achse der Ellipse an¬ 
nähernd mit der Ekliptik zusammenfällt, so brachte der ältere 
Cassini für diese Erscheinung den Namen Z o dia k al- oder 
Ti er kr ei s 1 i eh t in Vorschlag. Über die eigentliche Natur des¬ 
selben ist viel nachgedacht worden; die meisten Gründe scheinen 
für die Hypothese zu sprechen, dass die Sonne selbst von einer aus¬ 
gedehnten Masse dunstförmiger Materie umgeben ist. Wenigstens fallen 
Seeligers Beobachtungen und Berechnungen sehr zu gunsten der 
Annahme eines die Sonne umschliessenden, aus kleinsten Körpern 
bestehenden Ringes ins Gewicht. Gewisse Störungen der Merkur- 
*) Neuere Forschungen machen es so gut wie gewiss, dass der folgende 
Satz einer Einschränkung bedarf. Er gilt nämlich bloss für jene kosmischen 
Umhertreiber, denen eine nicht zu grosse, eine, wie man sagt, planeta¬ 
rische Geschwindigkeit zukommt. Jene Meteorite dagegen, die mit einer 
in unserem Planetensysteme sonst nicht vorkommenden Schnelligkeit sich 
bewegen, sind vielleicht Abkömmlinge eines noch im Bildungsprozesse be¬ 
griffenen Fixsternes, von dessen Körper sie mit ungeheurer Anfangsgeschwin¬ 
digkeit- fortgeschleudert worden sein müssen. 
Günther, Mathem. Geographie. VI. Auflage. 8
	        
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