286 Die neueste Zeit bis in die Mitte
Gründe die öfter versprochene Zusammenberufung gehemmt
haben mögen, so treten sie jetzt wenigstens seltner ins gebe».
§. 56.
Die neueste Zeit bis in die Mitte des
Jahres 1834.
Wenn wir Alle besonders die letzten Jahre durch viel¬
fache Bewegungen und Erschütterungen als höchst merkwürdig
anerkennen; wenn die Urtheile über ihre Ursachen, Bedeu¬
tung und Folgen so sehr verschieden sind, wenn ein gewis¬
ses Mißvergnügen und Mißtrauen in vielen Landern und
Verhältnissen nicht zu verkennen ist: so wird uns bei dem
Christenglauben, daß auch dieser Zeitgeist unter dem allwei¬
sen Weltregenten stehe, und zugleich ein Rückblick auf die
Geschichte unsrer Religion und vorzüglich der Reformation,
zur richtigen Ansicht von den Erscheinungen unsrer Tage lei¬
ten und uns bewahren, daß wir weder gleichgültig und un-
thatig bei ihnen bleiben, noch es in Hoffnungen oder Be¬
sorgnissen übertreiben.
Gott hat dem Menschen Verstand und Vernunft verlie¬
hen um die Wahrheit zu erforschen aber bei unser Beschränkt¬
heit gerathen wir auch leicht auf Jrrthümer; und bei unscrm
freien Willen wählen wir sie gar oft und beharren in ihnen zu
unserem und Andrer Verderben. Wir können und sollen in
allem Wissenswerthen und Bessern vorwärts schreiten; aber
verblendet und neuerungssüchtig verwerfen wir auch wohl
das Alte und sehen erst hinter her, daß es das Vorzüglichere
war. Während also manche Lehrer und Gemeinen noch fest
an der buchstäblichen Lehre der protestantischen Vekenntniß-
schriften, andre dagegen sich mehr an die Hauptsätze der Bi¬
bel halten, fehlt cs auch nicht an Menschen, welche entwe¬
der überhaupt aller Religion entsagen, oder doch ineinen, daß
das Christenthum nicht mehr für unsere Zeiten genüge, son¬
dern daß man sich auf eine höhere Stufe stellen müsse.
Wollte man damit so viel sagen, daß es nothwendig sey, an
der äußern menschlichen Form von Zeit zu Zeit zu ändern,