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durch Ausreißer und Krankheit, kn wenig mehr als
Jahresfrist auf 6-40 Mann von allen Waffen.
Mitten in dieser Umkehrung alles Bestehenden
starb Kurfürst Georg Wilhelm zu Königsberg in
Preußen, wahrend eines Landtages, der ihm aufs
Neue den Beweis gab, wie tief durch das Elend der
Zeit sein Volk gesunken, jede Hoffnung zum Besser¬
werden untergegangen war in dem naturgemäßen Stre¬
ben der Masse, des Augenblicks zu genießen, weil
der nächste Moment Vernichtung bringen könnte.
Mögen immerhin mehrere Geschichtschreiber die Schuld
der damaligen Trübsal in Brandenburg und Preußen
schonungslos dem Kurfürsten zuschreiben, oder seinen
vielgewandtcn Günstling von Schwarzenberg zum
Verrälher an Fürsten und Land stempeln; — wir kön¬
nen und dürfen solchem Urtheil nicht beistimmen; —
denn nicht der Kurfürst, nicht seine Minister hatten
die Saat gesäet, die verderblich wuchernd aufging
und sie selbst und das Land überrankte, wie einst in
der Sagengeschichte die verhängnißvollen Schlangen den
Laokoon. Mit wem aber sollten wir darüber rechten,
daß es dem Kurfürsten nicht gegeben war, ein Lenker
seiner Zeit zu werden? — Mit ihm? — unmög¬
lich ! — Mit der Vorsehung? — noch minder! —
Denn herrlich bewährte schon die nächste Folgezeit,
wie sie stets in rechter Art und zur rechten Stunde
den Völkern ihre Retter sendet, wenn die heilsame
Zucht der Noth sich läuternd bewährt hat, und die
bußfertigen Gemüther zur Ausnahme des Bessern offen
und bereit sind.
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IV. Abschnitt.
Sie Selbstständigkeit.
(Von 1640 bis 1701, ober von ber Wiederherstellung
ber zerrütteten Lande des Hauses Brandenburg.
Preußen, bis zur Erhebung derselben zu einem Kö.
nigretche.)
i. Äek
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Der Verfasser bezeichnet diesen Abschnitt der va¬
terländischen Geschichte mit einem höchst bedeutungs-