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gedrängt hätten und für die Unternehmungen nach außen mehr hemmend gewesen
wären. —
Den deutschen Rittern in Preußen begann gleichfalls ihre glänzendste Zeit
in der zweiten Hälfte des I4ten Jahrhunderts. Sie erfreuten sich weniger der
päpstlichen, als der kaiserlichen Unterstützung. Aber sie trugen die Idee des Kampfes
gegen die Ungläubigen im Morgenlande auf die Bekämpfung der Ungläubigen an
der Ostsee über und wendeten nach Bezwingung der Preußen selbst die Waffen
gegen die Litthauer und Schamaiten, die aber mitunter selbst an dem Erzbischof
von Riga einen Verbündeten fanden. Damit begann ein 80jähriger verwüstender
Krieg. Das schwarz und weiße Banner wehte jetzt seit 1309 auf der herrlichen (in
neuer Zeit wieder im Geist des Mittelalters hergestellten) Marienburg unter dem
Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen. Johann von Böhmen schenkte dem Orden
das von Polen abgerissene Dobriner Land. Dadurch erhob sich aber auch allmählich
ein 20vjähriger Kampf mit Polen. Kreuzschaaren strömten an die Weichsel wie
ehemals an den Jordan. Ludwig der Baier verlieh dem Orden das ganze Land
Litthauen nebst Schamaiten, Kersau und Rußland, soweit es die Heiden inne
hatten, und warf sich zu des Ordens Schutzherrn und einzigem Richter auf. Der
Orden schlug die Litthauer am Straben 1347 und erkaufte vom Dänen Waldemar
ganz Esihland; er gründete überall Städte und Burgen mit deutschem Recht, sorgte
durch Colonisten für den Landbau, durch Gelehrte für die Schulen. Karl IV. er-
theilte dem Orden für den litthauischen Krieg Steuerfreiheit in allen seinen deutschen
Besitzungen. Als der Orden die Türkensteuer dem Papst nichst bezahlen wollte,
verhängte Urban Bann und Jnterdict über ihn. Allein Beides erschütterte ihn und
einen Geist, wie der des großen Meister Winrich von Kniprode (1351—1362), nicht,
mit dem der Orden seine goldne Zeit bekam. Auch aus Unglücksfällen kann man
auf die Blüthe des Ordenslandes schließen. Ein einziger Sturm zerstörte im Hafen
von Danzig (1351) 60 Kauffahrerschiffe, und die Pest raffte (1352) 13,000 Mann in
derselben Stadt hin, ohne diese zu vernichten. Während der Ordensmarschall
Schindekopf mit den Litthauern kämpfte, ging Winrich mit dem Plane, zu Culm
eine Universität zu stiften, um. Marienburg ward eine Wartburg für Sänger und
Helden. Aber auch er selbst wußte zu siegen, wie bei Rudau am 12. Febr. 1370
mit 40,000 Mann über 70,000 Litthauer und Tataren unter Großfürst Olgjcrd *).
Mit der Hanse wurde ein Schutzbündniß eingegangen. Der Orden zählte in seiner
Blüthe 55 Städte, 19,000 Dörfer, 2000 Höfe, 48 Schlösser und warf 800,000
Mark Einkünfte ab. Er zählte außer den Großgebietigern, Großcomthur, Marschall,
den obersten Spittler (über die Spitäler), Trapier (für Kleidung und Rüstung)
und obersten Treßler (tresorier, Schatzmeister), 28 Landcommenthure, 46 Haus-
commenthure, 800 Ritter, 2000 Brüder, 6000 Reisige und Knechte. Die Bisthü-
mer und Stifte wurden bald nur mit geistlichen Brüdern besetzt, um Einheit der
Verwaltung zu erzielen. —
Der alternde Karl gedachte jetzt mit doppelter Sorge, wie er so schön Zusam¬
mengeworbenes seinen Kindern vertheilen und dem ältesten Wenzeslaw (gewöhnlich
Wenzel genannt) die deutsche Wahlkrone bei Zeiten sichern möge. Hatte er ihn
schon mit zwei Jahren zum böhmischen König krönen und ihm huldigen lassen, so
schlug er jetzt den verwöhnten 14jährigen Knaben 1375 den Kurfürsten zum römi¬
schen König vor. Verboten war das in der goldenen Bulle nicht, wohl aber war
die Bestechung und Erkaufung der Wahlstimme durch den Wahleid verpönt. Sich
’>'■) Man sehe Joh. Voigt, Geschichte Preußens bter Band, Königsberg, 1832, S. 215—217, oder
besser den ganzen Abschnitt über Winrich, T. 86—403, oder taffer das ganze treffliche Werk t