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Die romanischen Nationen, denen sich zuletzt auch die Engländer an¬
schlossen, drängten auf Erhebung eines neuen Papstes, während die
Deutschen vor allem eine Reformation an Haupt und Gliedern ver¬
langten. Sigmund mußte nachgeben. Im November 1417 wählte
man einen eifrigen Anhänger Johanns XXIII., den Kardinal Colonna,
der sich Martin V. nannte. Es wurde bald deutlich, daß alle
Hoffnung auf ernste Reformation hinfällig war. Der neue Papst
löste das Konzil im April 1418 auf. Ein Konkordat, das Sigmund
mit ihm abschloß, sollte Deutschland vor Ausbeutung durch die Kurie
sichern. Wenig Segensreiches hatte die Versammlung geschaffen, und
das wenige wurde reichlich aufgewogen durch eine That, welche die
schwersten Erschütterungen nach sich zog: durch die Verurteilung
des Böhmen Johann Hus, 6. Juli 1415. Anders als der Kanzler,
der Pariser Universität, ^obann Gerson, welcher ein Hanptsührer ^ '
des Konzils war, faßte er das Reformationswerk auf. Nicht wie
©etfün erwartete er von Änderungen der Kirchenverfassung das Heil,
sondern von einer inneren Umgestaltung der Lehre, die nach seiner
Überzeugung vielfach von der Schriftwahrheit abgewichen war. Daß
er die Autorität der heiligen Schrift auch Über diejenige des Konzils
stellte, hat ihm den Flammentod, des Ketzers eingetragen. Die Nach¬
richt von der schmählichen Hinrichtung des hochverehrten Mannes ent¬
zündete unter seinen Landsleuten ein Feuer, das beinahe zwei Jahr¬
zehnte hindurch die Schrecken des Krieges und der Verheerung über
Böhmen und die Nachbarländer brachte. — Während des Konzils
von Konstanz, namentlich in dessen ersten Jahren, stand das deutsche
Königtum noch einmal auf bober Macbtftufe. Damals trug sich
Sigmund mit mancherlei Plänen einer Reichsreform. Er wollte die
1389 hingelegten Städteeinungen erneuern lassen und sich an die
Spitze der gesamten Städtemackt stellen. Als die Städte hierauf
nicht eingingen, wurde ein umfassender Landfriede, Einteilung des
Reichs in vier Quartiere und Einsetzung eines obersten Landfriedens-
hauptmanns, der im Aufträge des Königs die Ordnung handhaben
sollte, in Aussicht genommen. Die wechselnden Ereignisse der großen
Politik und Sigmunds unstäter Sinn ließen es zu keinem festen
Ergebnisse kommen. Eins aber geschah, was nach Jahrhunderten
die Neugestaltung des Reiches dennoch heraufführen sollte: die
Verpflanzung der Hohenzollern nach der Mark Brandenburg.
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Friedrich VI- von Nürnberg, zum Statthalter der arg verwahrlosten