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er sich bückte, töteten und sich von den Ripuariern auf den Schild sehen und zum
König ausrufen. Durch Verrath bekam er Chararich, den König der morinischcn
Franken in Belgien, und dessen Sohn in seine Gewalt, ließ sie zu Mönchen scheeren
und später auch noch töteten. Rachnachar von Cambrap, den Heiden, überzog er
mit Krieg. Als dieser und sein Sohn Richard gebunden vor ihn geführt wurden,
spaltete er ihnen den Kopf, weil sie sich hatten binden lassen. Den mit gefälschtem
Gold bestochenen Leuten des Königs entgegnete er: Verräthern gebühre kein Besse¬
res. So starb auch Fürst Rcgnomer, und damit ja keiner der Verwandten ihm
entgehe, beklagte er sich heuchlerisch, wie er so einsam dastehe.
Endlich starb 45jährig Chlodwig I., 511, ein Kind des Verbrechens und durch
Verbrechen groß geworden, in vielen Stücken, selbst im Beinamen des Großen,
erinnernd an Kaiser Constantin, mit dem auch Gregor von Tours (595), der He-
rodot der Franken, ihn vergleicht. Jndeß mag Manches in seinem Leben und Thun
aus dem Zusammenhang gerissen und übertrieben worden sein. Aber ein edler,
großer Mann, wozu man ihn hat stempeln wollen, ist weder er, noch irgendwo
ein Fürst gewesen, der die Moral der Politik so ganz hat unterwerfen können.
Und die Blutsaat, die er ausgcsäet, ist wieder blutig aufgegangen! —
(Arsten Buches zweite Abtheilnng.
Geschichte Deutschlands und der Deutschen, unter den fränki¬
schen Vereinigungsversuchen bcsonders Karls des Großen, bis
zur Ausscheidung Deutschlands aus dein Frankenreiche und
bis zur Selbstständigkeit eines deutschen Reiches (511—843).
Haupts ü ck.
Innerer Zustand Deutschlands und der Deutschen seit der Gründung neuer
Staaten, nach Verfassung, Ständen, Recht, Religion, Lebensart und
Sitten.
Gewiß, ein entwicklungsfähiges, an Körper und Seele gesundes Volk, wie das
deutsche, mußte in fünf bis sechs Jahrhunderten sieh sehr verändert haben, und
eine Schilderung des neuen Zustandes, gleich der des alten am Eingänge des Wer¬
kes, kann wie ein Rechnungsabschluß über das Gewonnene und wie eine Vorberei¬
tung zum neu zu Gewinnenden betrachtet werden. Aber eine solche Schilderung
hat bei dem eingemischten Fremdartigen (Römischen), bei dem Dunkel und Wider¬
spruche der Quellen, bei der Kürze, die hier keine Erörterung des Für und Wider
zuläßt, ihr Schwieriges und bei dem Gange, welchen das Juwel des Volkes, seine
Freiheit, nimmt, ihr Widriges. Dennoch muß die Geschichte nicht blos erzählen,
das ist ihre Wahrheit, sondern auch richten, das ist ihr Recht.
Wir haben es gesehen, wie der starke Deutsche sich zum Strafgericht gesetzt hat
über den Römer und seine Schwäche; aber wir werden uns wundern, daß er den
Schatten eines Reiches ehrt, dessen Körper er mit Füßen getreten hat. Wir folgen