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vorausgesehen worden war. Die furchtbaren Hunnen über-- 
schwemmten, wie ein wilder Bergstrom, einen großen Theil 
von Deutschland; und die überall offenen Provinzen des 
Reichs hatten ihnen keinen andern Damm entgegenzusetzen, 
als etwa die kleinen Burgen der Edelleute; denn noch hatte 
man zu jener Zeit keine großen Festungen im Lande, und 
die Stahte waren noch nicht mit Mauern und Graben um¬ 
geben. Unaufhaltsam stürzten sich daher die wilden Hor¬ 
den von Mahren aus über Baiern her, drangen bis zum 
Bodensee vor, verwüsteten Franken und Elsaß, verübten 
auch schreckliche Grausamkeiten in Thüringen und Sachsen. 
Heinrich sammelte eiligst ein Heer und ging ihnen damit 
entgegen; allein er wurde geschlagen, verlor einen großen 
Theil seiner jungen Krieger und mußte sich in eine feste 
Burg flüchten. Doch gelang es ihm, einen der vornehm¬ 
sten feindlichen Anführer in seine Gewalt zu bekommen. 
Diesen Vortheil benutzte er zur Erzwingung eines neunjäh¬ 
rigen Waffenstillstandes, den er aber doch zugleich mit ei¬ 
nem jährlichen Tribut erkaufen mußte. In der traurigen 
Verlegenheit, in der er sich damals befand, schien ihm kein 
andres Mittel, sich und das Vaterland zu retten, zu Ge¬ 
bote zu stehen. Er hoffte aber, die neunjährige Ruhe, die 
er sich durch eine so schimpfliche Abgabe verschaffte, so zu 
benutzen, daß er künftig die Ungarn auf eine rühmlichere 
Art, als durch Geld, von seinen Grenzen würde entfernt 
v halten können. 
So geschah es auch. König Heinrich hatte seine 
Feinde und ihre Art zu kämpfen aus Erfahrung ganz ge¬ 
nau kennen gelernt. Sie waren leicht bewaffnet und hat¬ 
ten kleine flüchtige Pferde, mit denen sie sich sehr rasch be¬ 
wegten. Mit Blitzesschnclligkeit war ein Schwarm bald hier, 
bald dort, machte unversehens einen ungestümen Angriff, 
nahm zum Schein die Flucht, wenn er nicht gelang, sam-
	        
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