Sechster Zeitraum.
Von Karl V. bis auf den westphalischen
Frieden. 1520 — 1648.
1. Wahl Kaiser Karl V.
Der durch Marimilians Tod erledigte Kaiserthron sollte
wiederum besetzt werden. Die gespannte Lage Europa's,
so wie die Verwirrung in Deutschland, wo das Faustrccht
nach des alten Kaisers Tode wieder zu erwachen schien, for¬
derte einen kräftigen Herrscher, um nach Innen und Außen
das Gleichgewicht zu erhalten. Um Italien dauerte noch der
Streit zwischen Spanien und Frankreich; aber keinem von
diesen, sondern dem Kaiser gebührte das Recht der Entschei¬
dung in diesem Lande, welches sich nicht selbst zu helfen ver¬
mochte. Von Osten her drohten die Türken; Ungarn, ge¬
schwächt'durch schlechte Verfassung so wie durch Weichlich¬
keit und Ueppigkeit des Volkes, konnte nicht mehr die Vor¬
mauer gegen sie seyn, daher mußte auch hier der'Kaiser der
Deutschen Europa schützend vertreten. In Deutschland hat¬
ten sich zwei große Fehden erhoben. Der Herzog U lrich
von Würtemberg hatte, eine Beleidigung zu rächen,
plötzlich im Winter 1519 die freie Stadt Reutlingen
mit dem Schwerste erobert und zu seiner Staor gemacht,
und als er die Abmahnungen des schwäbischen Bundes, wel¬
chen Kaiser Marimilian zur Erhaltung der inneren Ruhe
gebraucht hatte, nicht achtete, griff der Bund ihn mit Kriegs¬
macht an und trieb ihn aus seinem Lande. — In Niedersa '
sen erhob sich noch blutigerer Streit. Zwei Edelleute, He
von Salder n, Vasallen des Bischofs von Hild
he im ^ kündigten diesem die Fehde an, sie fanden Hülfe
den Herzogen von Wolfeubüttel und Kalenberg
And der Bischof dagegen bei dem Herzog von Lüneburg
so wie bei den Grasen von Lippe, Hoya und Diewbolz.