i63
Die sächsischen Kaiser. 919—1024.
schaft bei der ersten Nachricht vom Feinde ihre Sachen
dahin flüchten konnten. Städte zn belagern, verstan¬
den die Ungarn nicht, und wenn sie nicht recht viel
Beute bei ihren Zügen machen konnten, so kamen sie
nicht leicht wieder. Diese festen Schlösser und Städte
erbaute Heinrich vorzüglich tu seinen Erb ländern,
Sachsen und Thüringen, weil es dort gänzlich an ih¬
nen fehlte; und es werden unter andern Goslar,
Quedlinburg, Merseburg und Meißen ge¬
nannt. Um aber auch Einwohner in diesen Städten
zu haben, verordnet er, daß von den Landlenten,,
die zum Kriegsdienste verpflichtet waren, immer der
neunte Mann in die Stadt ziehen sollte; er mußte da
für Anlegung der Gebäude sorgen, die den übrigen
achten bei feindlichen Ueberfällen zum Zufluchtsort die¬
nen könnten, und diese mußten ihm dafür den dritten
Theil ihrer Früchte jährlich liefern, damit er selbst zu
leben hätte und das übrige auf die Zeit der Gefahr
für Alle aufbewahrte.
Als Heinrich einige Jahre mit diesen Vorkehrun¬
gen zugcbracht hatte, beschloß er, seine Krieger auf
eine ernsthaftere Art zn üben, indem er die Nachba¬
ren Deutschlands in Osten unt) Norden, die zwar
nicht so gefährlich, als die Ungarn, aber doch feind¬
lich genug gesinnt waren, zu Paaren trieb. Den sla-
vischen Fürsten Wenzeslaus in Böhmen belagerte
er in semer eigenen Hauptstadt Prag und zwang ihn
zur Unterwerfung; die Slaven in der Mark Branden¬
burg, die Hevel ler (an der Havel) schlug er, und
eroberte ihre Stadt Brennaburg. Die Markgrafschaft
Nordsachsen wurde hier errichtet, und an der El¬
be die Markgrasschaft Meissen mit der Burg glei¬
ches Namens, zur Grenzwache gegen die Slaven in
der Lausitz; und endlich die Markgrafschaft Schles¬
wig, jenseits der Eider, zum Schutze gegen die räu¬
berischen Dänen Zur Fnedensbedingung, welche ihm
zum großen Ruhm gereicht, machte er den leßteren,
daß sie ihre schenslichen Menschenopfer abschafften;
und einer ihrer Könige, Kanut, ließ sich sogar
taufen.