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lichkeit fleißig unterhalten. Man hatte es noch weiter
getrieben, wenn Luther nicht gewesen war?. So be¬
hauptete ein Abt, Namens Neuhaus, in Worms, ei¬
ner deutschen Stadt am Rhein, wenn Luther nicht ge¬
kommen wäre, so hatten sie die Leute noch bereden
wollen, Heu und Stroh zu fressen. Luther sagt daher
nicht zuviel, wenn er behauptet, nach der Reformation
habe ein Knabe oder Mädchen von rg Jahren von
der Religion mehr gewußt, als vor ihr mancher Ge¬
lehrte. Zum andern herrschte unter der Christenheit
eine allgemeine Lasierhastigkeit, die in der Unwissen¬
heit, in dem schlechten Beispiele, das die Geistlichkeit
gab, und in der Gemüthlosigkeit der damaligen Reli¬
gion ihren Grund hatte. An wirklicher Besserung der
Menschen war der Geistlichkeit nichts gelegen. Sün¬
den und Laster waren eine reichliche Einnahme für sie.
Je mehr Gottlose, je mehr Geld; je mehr Verwor¬
fenheit, je mehr Gewiltn.
Bei einem solchen allgemeinen Verderben der Men¬
schen kann man denken, daß alle Gutgesinnten eine
Veränderung des damaligen Rrligionszustandcs, eins
Reformation, wünschten. Man hatte sie schon
früher gewünscht. Einige Fürsten sahen die große
Verderbtheit ein, und suchten ihr abzuhelfen; aber dos
cmgcsangene Gute ward immer wieder von den Pabsterr
zerstört. Endlich kam dir Zeit, daß nicht nur Fürsten,
sondern auch einzelne Gelehrte und rechtschassenr Män¬
ner laut ansingen, von dem Bedürfniß einer Refor¬
mation mit Nachdruck zu sprechen. Bald wurde die
Klage über das in der Kirche herrschende Verderben
allgemein, und überall äußerte man unverhohlen, daß
eine Meformation höchst nöthig fey. Eine solche wurde
nun durch Luther unternommen, und glücklich
Stande gebracht.