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suchte, daher in völlige Unfreiheit fiel und zuletzt im geistigen Tode er¬ 
starrte; — sodann in die Zeit des griechisch-römischen Alter¬ 
thums, welches das leitende Gesetz seiner Entwicklung bloß aus dem 
menschlichen Wesen, nicht aus dem göttlichen nahm, und zwar nach Frei¬ 
heit strebte, dieselbe aber entweder in der Ungebundenheit des Willens 
suchte oder die vermeintlich errungene nur durch Unterwerfung unter das 
äußere Rechtsgesetz festhalten zu können wähnte: — während allein in 
Israelis abgesondertem Heiligthum, als in einer Voranstalt auf das 
freimachende Heil der Welt vorbereitend hingewiesen wurde, ohne daß 
jedoch dieses Volk als solches das Heil, das aus ihm kommen sollte, 
in seiner ganzen Tiefe erkannte. 
Die Zeit nach Christus zerfällt ebenfalls in zwei Hauptperto- 
den, in deren ersteren das Christenthum nach siegreicher Überwindung 
des Heidenthums als Kirche die Verbindung mit dem Staat eingieng, bet 
der Durchdringung der Welt sich aber nicht frei von ihr erhielt und nach 
Erringung der Kirchenherrschaft auch nach der äußern Weltherrschaft trach¬ 
tete, bis sie in tiefer Veräußerlichung und Verweltlichung das von ihr 
beherrschte Mittelalter schließt, — worauf in der zweiten Periode mit 
der Reformation der durch die Kraft des göttlichen Wortes bewegte 
Geist der Völker unter dem Vorgang der deutschen Nation die hierarchi¬ 
schen Bande abstreifte und in Kirche und Staat nach freieren Formen 
rang, aber, den wiedergewonnenen Mittelpunct des Lebens nicht festhal¬ 
tend oder ihn verkennend, in der Revolution eigene Wege der Be¬ 
freiung suchte und bei allem Gewinn äußerlicher Freiheit, innerlich doch 
nur eine knechtende Herrschaft der von Gott losgebundenen Vernunft an¬ 
strebte, welche dem Widerchristenthum Bahn machte, in dessen Bekämpfung 
alle christlichen Völker, Staaten und Kirchen, insbesondere die lebendig 
theilnehmenden Glieder und Genossen derselben, eine schwere Lebensauf¬ 
gabe finden werden, bis auch über diese letzte Macht des Verderbens durch 
den Arm des Herrn aller Herren der Steg errungen und jenes Reich 
errichtet seyn wird, darin Gerechtigkeit und Friede sich küssen werden.
	        
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