§. 1. Die Schöpfung und der Fall.
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Im zweiten Tagwerk erfolgte (vermittelst jenes Lichtäthcrs) die Schei¬
dung der untern oder tellurischen Wasser, d. i. der Wolken bildenden At¬
mosphäre von den obern oder siderischen Wassern, d. i. dem ausdehnbaren,
gasförmigen Äther oder sichtbaren Himmel.
Im dritten Tagwerk gieng überhalb der unterdeß im Innern zu
Stande gekommenen Gebirgsbildung die Scheidung des Landes und eigent¬
lichen Wassers oder das Zurücktreten des Wassers in Meerbccken und Flu߬
betten und das Hcrvortrctcn der trockenen Landoberflächc vor sich, die nach der
Vollendung des aus dem Wasser gebildeten anorganischen Reichs das
organische Reich unserer jetzigen Pflanzenwelt enthält. — (An jene innere,
auf chemischem Wege sich gestaltende Gebirgsbildung mit ihren verschiedenen
Formationen schlossen sich zugleich die srühcrn Versuche zur Bildung organischer
Wesen an. Zwar konnten die Primär- oder Urgebirge den in ihnen
schlummernden Keim organischer Lebensbildung nicht entwickeln, daher in ihnen
keine Versteinerungen oder sonstige Fossilien gefunden werden. Dagegen ent¬
falteten die S e cundär- oder Ü ber gang S - und Flötzgebirge, desgleichen
die Terttärgebirgc gleichzeitig mit ihren unorganischen Gebilden ein buntes
Gewimmel organischer Formen, die aber bei der darauffolgenden schichtweiscn
Ablagerung der Gebirgsformationen zugleich ihre an sie gebunden gewesene
Lebensdauer endigen und daher, in jene Gebirgsschichtcn cingeschlosscn, als
fossile Reste einer urweltlichen Pflanzen- und Thier weit
noch heute gesunden werden. — Das Dascyn jener frühern Pflanzen- und
Thierwclt erlosch mit der Vollendung der Landbildung, um einer neuen voll¬
kommenen, mit dem Segen der Forterhaltung begabten Pflanzen- und Thicrwelt
Platz zu machen, welche als eine bleibende dem Menschen, als dem Haupte
der Schöpfung, zu dienen bestimmt war.)
Im vierten Tagwerk bildeten sich aus beut Lichtäther (durch Coagu-
lation) gesonderte Lichtkörper oder Lichtträger thcils mit einer uns
unbekannten Bestimmung, thcils um zugleich durch ihr eigenes oder geborgtes
Licht und durch ihren festen geregelten Gang als Zeitmesser für die Erde zu
dienen.
Im fünften Tagwerk begann die jetzige zum Fortbestehen geeignete
Thierwelt ihr Daseyn, von welcher sich zuerst die an die Elemente des
Wassers und der Luft gebundenen Thiere bildeten.
Im sechsten Tagwerk erfolgte die Bildung der ungeflügelten
Landthiere und den Schluß der Schöpfung machte die Bildung des
Menschen.
Unter den Geschöpfen der Erde zeichnete Gott den ersten
Menschen (Adam) dadurch aus, daß er ihm einen durch Aufrecht-
heit und Schönheit vollkommenen Leib, eine diesen Leib belebende,