§. 112. Der Hussitenkrieg. 
369 
Da Sigismund die Geldsumme, die er zu seiner Reise nach Spanien, 
wo er den vom König von Aragonicn geschützten Papst Benedict zur Abdan¬ 
kung bewog, von dem Burggrafen von Nürnberg Friedrich von Hohcn- 
zollcrn entlehnt hatte, nicht zurückzahlen konnte, so belehnte er ihn mit der 
MarkBrandenburg, die er ihm dafür verpfändet hatte. Dadurch wurde 
der Grund zur Macht des ho h c nz o l l er n-b rand cnb nrgi s ch e n Hau¬ 
ses gelegt. 
Dazu kam, daß das Concilium selbst durch ein leidenschaft¬ 
liches Urtheil den spätern Riß in der Kirche dadurch vorbereitete, 
daß von ihm 
1413 Johann Hufz, der als Professor der Theologie zu Prag gegen 
die Gewalt des Papstes und gegen verschiedene Kirchenlehren auf¬ 
getreten war, zum Feuertode verurtheilt und zu Constanz als Ke¬ 
tzer verbrannt wurde. 
Huß verbreitete nämlich mit seinem Freund Hieronymus von Prag 
Wyklcff'S Lehren (von denen sie indeß in manchen Stücken abwichen), fand 
aber in dem nationalen und philosophischen Gegensätze, der auf der Univer¬ 
sität Prag herrschte, einen solchen Widerstand, daß der Papst (damals noch 
Johann XXIII) den Bann über Huß und das Jntcrdict über die 
Stadt Prag aussprach. Um den Streit zu schlichten, vcranlaßtc Kaiser 
Sigismund die Vorladung Huß'ens vor das Concilium und gab ihm einen 
Geleitsbrief, den aber der Papst nicht achtete und der Kaiser aus Schwäche 
nicht ausrecht erhielt. — Auch Hieronymus wurde ein Jahr darauf zu 
Constanz verbrannt. 
Aus diesem Verfahren und aus der Aufregung, welche dar¬ 
über die Anhänger Huß'ens in Böhmen ergriff, entstand 
1420 —1436 der schreckliche Hussitenkrieg. Denn als König Wenzel 
die Hussiten, denen er anfangs in Prag Kirchen eingeräumt hatte, 
erschreckt durch ihre weitergehenden Anforderungen, zu beschränken 
anfieng, und man ihnen die Losgebung einiger Gefangenen verwei¬ 
gerte, stürmten sie das Rathhaus und warfen 11 Rathsherren zum 
Fenster hinaus. Als nun Wenzel bei der Nachricht von dieser Ge- 
waltthat vor Wuth starb, weigerten sie sich, den Kaiser Sig¬ 
mund als König von Böhmen anzuerkcnnen, erhüben einen Auf¬ 
ruhr in ganz Böhmen und schlugen unter Ziska's Anführung alle 
von Kaiser und Reich und Papst gegen sie aufgebotcnen Heere. Ob¬ 
gleich selbst in Parteien getheilt (in die gemäßigten Calixtiner, 
zu denen der Adel gehörte, und in die fanatischen T abo riten,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.