Full text: Alte Geschichte (Theil 1)

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Römer beim Gottesdienste, im häuslichen und bürgerlichen Leben nur auf 
das Praktische gerichtet. Ackerland zu erobern, keinen Nachbar neben stch 
zu dulden, der zu widerstreben wagte, allenthalben das eroberte Land mit 
Heerstraßen zu durchschneiden, die Städte mit Wall und Mauer zu um¬ 
geben, Ackerbau zu fördern und selbst müßige Barbaren zur Arbeit zu 
nothigen, das schien die Aufgabe des großen römischen Volkes zu sein. Hierzu 
machte es schon in der ersten Zeit der Republik den Anfang. 
2. Rom seit der Vertreibung der Tarquinier bis auf die 
Bürgerkriege (500 — 88). 
H. 1. Volksunruhen in Rom. 
Während der großen Ereignisse, die stch in einem Zeiträume von bei¬ 
läufig 300 Jahren bei den Griechen und in Asien zugetragen haben, ver¬ 
änderte sich auch in Rom Vieles. Diese kleine Stadt erwuchs zu einem 
mächtigen Staate. Diesen Wachsthum verdankte sie größtentheils der See¬ 
lengröße und Festigkeit ihrer Patricier, die freilich nicht selten als wirkliche 
Härte gegen die Plebejer erscheint. Rom war nämlich durch die Vertrei¬ 
bung der Tarquinier, wie schon gesagt, zwar ein Freistaat geworden, je¬ 
doch ein aristokratischer, und nur der Adel (denn dieß waren eigent¬ 
lich die Patricier) hatte^bei der Staatsumwälzung (Revolution) gewonnen, 
während das gemeine Volk (die Plebejer oder gemeinen Bürger) weit här¬ 
ter bedrückt wurde, als zur Zeit der Könige, von denen manche sogar es 
begünstigt und gegen die Aristokraten in Schutz genommen hatten. Die 
beständigen Kriege veranlaßten große Staatsausgaben; diese zu bestreiten, 
war die liegende und fahrende Habe, Haus, Feld, Sklaven, Vieh und dgl. 
mit Steuern belegt. Die Staatsgüter, damals eigentlich nur kleine Grund¬ 
stücke, die aber mit den Eroberungen immer anwuchsen, waren in den 
Händen der Aristokraten, die davon den Zehnten bezahlen sollten, jedoch 
bald zu bezahlen aufhörten. Desto mehr legte man nun den Bürgern auf, 
und jeder derselben mußte so viel bezahlen, als sein Vermögen in der letz¬ 
ten Schätzung (Census, daher Zinsen) betrug. Diese Schätzung, welche 
die Consuln hielten, sollte eigentlich alle 5 Jahre vorgenommen werden, 
unterblieb aber der beständigen Kriege wegen oft längere Zeit, ja einmal 
gar 17 Jahre lang. Desohngeachtet blieb die Steuer immer dieselbe, wenn 
sich auch inzwischen das Vermögen mancher Bürger ungemein vermindert 
hatte; ja ein ganz Verarmter mußte Steuern zahlen, wenn er auch nicht 
Hellerswerth besaß. Daß aber die meisten Bürger verarmten, war natür¬ 
lich, da sie beständig Kriegsdienste leisten und ihre Wirthschaft darüber ver-
	        
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