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Sie Araber.
Ä?ährend die Germanischen Völkerschaften ihre Herr¬
schaft in den neugeftifteten Reichen immer fester zn be¬
gründen suchten, und das Byzantinische Reich unter elen-
den Regenten durch wilde Factionen von innen und ge¬
fährliche Angriffe von aussen immer mehr zerfiel, brach
am Anfänge des siebenten Jahrhunderts im heißen Ara¬
bien eine Revolution aus, die einen neuen Glauben,
neue Kenntnisse und ein neues Reich vom Ganges bis
zum Tajo, vom Adriarischen Meere bis ins Innere von
Africa verbreitete. Muhammed war ihr Urheber*).
Er gehörte zum edelsten Arabischen Stamme der Ko¬
re i sch i t e n, und zur Familie H a s ch e m, welche die Ob¬
hut über das große Heiligthum der Nation, über die
Caaba zu Mecca, als erbliches Vorrecht besaß, und war
im Jahre 5siy, vier Jahre nach Kaiser Justinians Tode,
zu Mecca geboren. Seine Aeltern — Abdallah und
Amena — starben früh. Bey der Menge seiner Onkel,
welche sich in die Erbschaft theilten, erbte er nur eine
Aerhiopische Sclavin und 5 Kamehle. Bis zUm neunten
Jahre lebte der Knabe bey seinem Großvater Ab d el
Mo t al leb, und dann bey dem ältesten seiner väterlichen
Oheime Abu T a l e b, der die Schlüssel zur Caaba hatte.
Erzogen wie ein gewöhnlicher Araber — er erlernte nicht
einmahl die damahls unter seinem Stamme freylich noch
*) Um allem Vorwurfe der Parteylickkeit auszuweichen, hat
man sich bey der Erzählung von Muhammeds Leben fast
ganz au Schröckh (chriftliche Kirchengeschichte, Thl. XIX.
S. 3r? — 344) gehalten.