Zweite Periode.
Von der Gründung der persischen Monarchie bis auf den
Tod Alexanders des Großen oder von 560 bis
323 v. Chr. Geburt
i. Perser.
Die Perser, ein kräftiges und tapferes Volk, welches die
rauhen Gebirgsgegenden der Landschaft Persis oder Fars inne
hatte, waren noch im sechsten Jahrhundert v. Chr. rohe Söhne
der Natur. Erst unter dem medischen Könige Phraortes entrich¬
teten sie einen jährlichen Tribut nach Ecbatana. Die Nation
war in zehn Stämme getheilt, von welchen drei Ackerbau trieben,
vier als Hirten lebten, und drei als Edle an der Spitze standen.
In dem vornehmsten der dreiletzternStämme, dem Pasargaden-
stamme, galt die Familie der Achämeniden für die königliche.
Und aus dieser Familie stammte Cyrus, der Gründer der persi¬
schen Monarchie.
Seine Jngendgeschichte umhüllt ein fabelhaftes Dunkel. Astya-
ges, der König der Meder, so erzählt Herodot, verheirathete,
durch einen bösen Traum erschreckt, seine Tochter Mandane an
Cambyses, einen ruhigen Mann ans dem unterworfenen Volke
der Perser. Durch einen zweiten Traum geängstigt, befahl er dem
Harpagus, seinem angesehensten Diener, den Cyrus, den neu-
gebornen Sohn der Mandane, zu ermorden. Harpagus aber gab
das Kind einem königlichen Rinderhirten, um es ausznsetzen; allein
dieser erzog es statt seines eben todtgebornen Sohnes. So wuchs
Cyrus unter den Hirten zu einem blühenden und kräftigen Kna¬
ben heran. Die Ueberlegenheit seines Geistes und eine eigen-
thümliche Gewandtheit verschaffte dem Cyrus die Obergewalt über
alle feine Altersgenossen, deren Spiele und Uebungen er als An¬
führer zu leiten pflegte. Ein Streit, in dessen Verlaufe er den
Sohn eines Vornehmen züchtigte, ward Veranlassung, daß man