Achte Periode: von 4oo — 632, n. C. §. 102. 223
hatte, daß Europa eine politisch neue Gestalt bekommen hat,
so ist diese Periode mit hinlänglichem Grunde zu heissen:
Germanische Zeit.
§♦ 102,
Das grose Fach der Völkerfelder.
Von hier an müssen wir zur iften Elementar-Karte auch
die zweite nehmen, welche die Europäischen Staaten-Ge-
schichte vorftellt. Auf beiden wird durch Zeichnung ange¬
deutet einerseits ein Umstürzen und Niederrcissen im West¬
römischen Reiche, anderseits aber beiden Germanicen ein
Ausrichten und Gründen neuer Reiche und Staaten aus
jenen Trümmern.
1. Hunnen. (S. iste Karte).
Sie waren ein wildes kriegerisches Nomaden - Volk,
im Norden von China, welches Land sie in der vorigen Pe¬
riode mit schweren Kriegen heimsuchten. Als sie aber von
den Chinesern endlich überwunden, und aus ihrem Lande
vertrieben worden sind, durchzogen sie ganz Mittel-Asien
von Oft nach West, und fielen endlich A°. 376 in Europa
ein, worauf sie bald ein Reich errichteten, das unter At¬
tila aufs höchste stieg und schrecklich war; bald nach ihm
aber wieder verschwand. — Diese Hunnen gaben durch ihr
Toben und Drängen der Völkerwanderung StoS und Rich¬
tung zu ihrem Ausbruche.
2. Germanier.
Die Erfahrung lehrte sie, daß einzelne deutsche Völ¬
kerschaften gegen die Römer nicht bestehen, vereint aber
oder in einem Bunde Widerstand thun konnten. Der Mar¬
komannische Bund, der aus Suevischen Völkerschaften, im
mittelöstlichen Deutschlande, errichtet worden, gab den Be¬
weis. In der Folge wurden, seit dem dritten Jahrhun¬
derte, mehrere solcher Bünde errichtet, als: der Gothen,
der Allemannen, der Franken, der Sachsen und der Thü¬
ringer. — Die Gothen, die nachmaligen Hauptwürger deS
Römischen KaiserthumS, zogen aus ihren früher» Wohn-