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deS französischen Gesandten, Joseph Bonaparte, ein VolkSauß» 
lauf. Die päpstliche Wache eilte herbei, den Pöbel zu zer¬ 
streuen, und dabei wurde ein französischer General Duphot, 
der sich des Pöbels gegen die Wache thätlich annahm, von 
dieser erschossen. Der Gesandte ergriff schnell dies als einen 
Vorwand, den Papst als Feind zu behandeln, und reiste so¬ 
gleich aus Nom ab. Darauf rückte ein französisches Heer un¬ 
ter Verth ier in Nom ein, rief eine römische Repu¬ 
blik aus, und machte es, wie es die Franzosen überall mach¬ 
ten: er bemächtigte sich nicht nur alles Eigenthums des Pap¬ 
stes, sondern ließ auch die besten Kunstschatze nach Paris ab- 
führen, und legte der Stadt und dem Lande eine ungeheure 
Kriegssteuer auf. Der arme alte Papst mußte seine Negierung 
niederlegen, und wurde nach Valcnce, einer Stadt im südli¬ 
chen Frankreich, abgeführt, wo er das Jahr darauf vor Alter 
und Kummer starb. Schon über dies Benehmen war Ocst- 
reich aufgebracht; bald bekam es noch mehr Ursache zur Un¬ 
zufriedenheit. 
In der Schweiz, wo seit Kaiser Albrechts 1. Zeiten 
Liebe zur Freiheit nicht erstorben war, hatten — das konnte 
nicht fehlen — die Vorgänge in Frankreich die Gemüther viel¬ 
fach bewegt. In mehreren Kantonen regierten bloß einige 
wenige Familien, in andern dagegen gehörten alle Familien¬ 
väter zur Landesgemeinde. Jenes war so viele Jahrhunderte 
getragen, aber jetzt schien es den ausgeschlossenen Familien mit 
einem Male unerträglich. Ferner hatte jeder Kanton sogenannte 
Unterthanen, die nicht in die Negierung mitzusprechen hatten, 
aber sehr milde regiert wurden. So konnte es bleiben, und 
Alle hätten sich dabei wohl befunden. Aber die Ideen von 
Freiheit und Gleichheit klangen so süß, und die Unzufrieden¬ 
heit wurde von den Unruhestiftern in Frankreich so geschickt 
aufgeregt, daß Jeder Antheil an der Negierung verlangte. Am 
besten wäre nun unter diesen Umständen wohl gewesen, daß 
die in der Schweiz Negierenden dem Wunsche des Volks nach¬ 
gegeben hätten; aber dazu konnten sie sich nicht entschließen, 
weil dem Menschen nichts so schwer fällt, als der erlangten 
Gewalt, sie sey nun rechtmäßig oder nicht, zu entsagen. Kaum
	        
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