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Bonifacius.
Seite derselben gebe es auch Menschen. Heut zweifelt Niemand daran
und das Vorhandensein von Gegenfüßlern ist vor allem Widerspruch
gesichert; in alter Zeit hielt man aber die Erde für einen großen Kreis oder
eine Scheibe, die auf dem Wasser schwimme, darum kommt auch in
der Bibel das Wort „Erdkugel" niemals vor, vom Erdboden oder dem
Kreise der Erde ist dagegen sehr oft die Rede. Bonifacius fürchtete
von jener neueren Weltansicht Gefahr für den Glauben und frug
wiederum den Papst, was man denn mit dem Priester machen solle,
der da behaupte, daß es Gegenfüßler gebe? — Was antwortete der
Papst? Er hätte sagen können: Mag sich der Mann die Erde rund
oder viereckig denken; dies geht den Glauben und seine Seligkeit nichts
an. Aber nein! der Papst war wirklich, wie Bonifacius, in dem Jrr-
thume befangen, daß diese Lehre den Glauben gefährde und schrieb zu¬
rück: „Wenn es erwiesen sei, daß jener Priester solches gesagt habe und
bei seinem Jrrthum beharre, so müsse man ihn vor eine Versammlung
berufen, ihn aus der Kirche stoßen und seines priesterlichen Schmuckes
entkleiden." Daß man damals in Kenntniß der Geographie und Physik
noch so weit zurück war, gereicht jener Zeit nicht zum Vorwurf;
aber Das ist bedauernswerth, daß die Lehrer der Kirche den Fortschritten
in den Wissenschaften solche Hindernisse in den Weg legten und den
Menschen wehren wollten, über die Dinge in der Natur zu denken oder
ihre gewonnene Ueberzeugung frei auszusprechen.
Die Verdienste, welche sich Bonifacius um die Deutschen und um
den römischen Stuhl erworben hatte, wußte der Papst zu schätzen. Er
ernannte ihn zum Erzbischof von Mainz. Bis in sein hohes Alter
blieb Bonifacius für sein Bekehrungsgeschäft thätig. Als Greis machte
er nochmals einen Versuch, das Volk, bei welchem er das Apostel-
Amt begonnen hatte, die Friesen, zum Christenthume zu bringen, was
ihm früher nicht gelungen war. Mit siebzig Begleitern begab er sich
zu ihnen. Ihn schreckten weder die Beschwerden der Reise, noch fürch¬
tete er die Wildheit der Heiden, die ihm die äußerste Gefahr bereitete,
und am endlichen Gelingen seines Werkes zweifelte er nicht. Er zog
im Lande umher, predigte, taufte, zerstörte die Götzenbilder, gründete Kir¬
chen und sah im Geiste schon, wie so lieblich das Christenthum hier gedeihen
würde. Aber diese Fortschritte der fremden, sanften Religion entzün¬
deten in den rohen Gemüthern verderblichen Haß gegen den Götzen¬
feind. Eines Tages nahete ein Schwarm der Heiden; bewaffnet kamen
sie auf ihn und die Seinen zu; ihre Absicht war nicht zu verkennen.
Seine Begleiter schickten sich zur Vertheidigung an, aber er selbst wehrte
es ihnen, wies auf den unmittelbaren Beistand Gottes hin und erin¬
nerte an das Wort der Schrift: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem."