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bracht, um ihnen oft eine neue Politur zu geben. Neben den Metall¬
spiegeln hatten die Alten aber noch Steinspiegel, welche sie aus einem
lavaartigen Steine, dem Obsidian, oder aus einem dem Marienglas
ähnlichen, vem Phengites bereiteten; auch die Wilden Amerikas hat¬
ten zur Zeit, als die Spanier dahin kamen, ähnliche Steinspiegel.
In den Werken der alten Schriftsteller werden hier und da die
Glasspiegel auch erwähnt, doch geht daraus wohl nur hervor, daß
man Versuche gemacht hat zur Anfertigung von Glasspiegeln; wä¬
ren diese Versuche einigermaßen gelungen, so hätten die Glasspiegel
Metall- und Steinspiegel bald verdrängen müssen. Erst in der Mitte
des 13. Jahrh. erzählt der englische Mönch Peckham oder Pisanus,
daß man Spiegel aus Glas mache, indem man die Glastafeln auf
ihrer Rückseite mit Blei überzöge, und bald darauf gedenken Rai¬
mund Lullus und Roger Baco auch solcher Glasspiegel; dennoch
blieben die Metallspiegel noch während des ganzen 14. Jahrh. in
Europa im Gebrauch. Als die Glasspiegel mehr in Gebrauch kamen,
waren es erhabene Spiegel mit einer Folie aus einer Mischung von
Blei und Fichtenharz oder Weinsteinsalz; man nannte sie „Ochsen¬
augen"; die Verfertigung dieser Spiegel blieb ein Geheimniß der
Deutschen. Zu Ende des 16. Jahrh. kam in Italien der Gebrauch
auf, die Glastafeln mit einer Mischung von Zinn und Quecksilber
zu belegen, und die Venetianer haben lange einen ausgebreiteten
Handel mit solchen Spiegeln getrieben. Darauf machten die Fran¬
zosen die Erfindung, die Spiegel zu gießen, durch welches Verfahren
sie größere Spiegel liefern konnten, als die Venetianer, welche sie nur
bliesen. Diese französischen Spiegel waren nun größer, aber auch
zerbrechlicher, als die venetianischen.
In der neueren Zeit ist man wieder zum Blasen der Spiegel
zurückgckehrt; man hat das Verfahren aber dahin vervollkommnet,
daß man jetzt Spiegel liefert von der Größe der alten gegossenen und
dabei von einer beliebigen Dicke; man bläst jetzt eine Glasmasse
von 120 Pfund zu einem Spiegel von 80" Höhe und 90" Breite.