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standen ans, um ins gelobte Land zu ziehen, zum Kriege gegen die
Ungläubigen.
Dieser allgemeinen Bewegung bemeisterte sich nun der Papst,
Urbanus II. Er berief 1095 eine große Kirchenversammlung nach
Clermont. Da waren 14 Erzbischöfe, 225 Bischöfe, 400 Aebte
und Laien ohne Zahl. Mit begeisterter Rede forderte er das Volk
zur Befreiung des heiligen Grabes auf. Und es horchte, hinge¬
rissen, in Thränen und Seufzern, und rief wie aus Einem Munde:
»Gott will's! Gott will's!« Da heftete sich Jeder ein rothes Kreuz
auf die rechte Schulter und machte sich zur kriegerischen Wallfahrt
bereit, welche davon der »Kreuzzug« hieß. Da schenkte mancher
reiche Herr all' sein Hab und Gut an Kirchen und Klöster und
wollte kein Eigenthum mehr haben, als das Schwert zu Christi
Ehren. Niemand dachte mehr an Haus, Hof und Vaterland, Eltern
und Kinder, sondern nur ans ferne Morgenland. Bald hatten sich
viele Haufen gemeinen Volks gesammelt, ohne rechte Waffen, wie
ohne Zucht und Ordnung, und folgten einem Abenteurer, Walter,
zubenannt der »Habenichts«, und dem Petrus von Amiens aus
Frankreich gen Deutschland. Da sahen die Deutschen anfangs mit
Erstaunen auf sie, und konnten, so fromm sie selber waren, doch das
Treiben der wilden Haufen nicht begreifen. In der Raserei ihres
Eifers zertrümmerten diese jede Schranke und erschlugen die Juden
in Deutschland unter grausamen Martern, wo sie dieselben fanden.
Als sie aber gen Aufgang der Sonne kamen, mußten sie diesen
Frevel und ihre Zuchtlosigkeit büßen, und wurden allenthalben als
Straßenräuber erschlagen.
Indessen hatte jene religiöse Begeisterung allmälig auch die deut¬
schen Herzen durchdrungen, und zugleich erwachte in ihnen der Trieb
nach kühnen Abenteuern. Da schaarte sich.iin Jahre 1096 ein zahl¬
reiches Heer von Kreuzfahrern, wohlgerüstet und in guter Zucht,
rings um den frommen Gottfried von Bouillon, Herzog von
Niederlothringen; mit ihm zogen noch viele tapfere Helden, an welche
sich wiederum viele Krieger anschlossen. Sv stand fast eine halbe
Million Menschen in Wehr und Waffen, alle von einem einzigen
Gedanken durchdrungen, alle iin festen Vertrauen, daß Gott ihnen
den Sieg geben werde.
So zogen sie in die Länder gen Aufgang. Sie erreichten glück¬
lich Kleinasien und kamen nach Joppe und Gaza; aber Seu¬
chen, Hunger und das Schwert der Türken hatten ihre Reihen so
gelichtet, daß ihrer nur noch 21,000 am Leben waren. Dennoch
vollbrachten sie hohe Kriegsthaten zum Erstaunen der Welt. Sie
eroberten die festen Städte Edessa und Antiochien, zogen weiter
gen Mittag und erblickten nach vielen Gefahren endlich vom Berge
herab die Zinnen Jerusalems. Da stürzten sie auf den Boden,
küßten die Erde und weinten vor Freuden. Klein war ihre Zahl,