Rudolph von Habsburg. 291
1309 seine Residenz zu Marien bürg. Das hier nun gegründete
geistliche Reich hat über 200 Jahre bestanden.
Nun war in Europa kein Heidenland mehr, als das unbedeutende
Litthauen und das noch unbedeutendere Lappland.
Vierter Zeitraum.
Won Rudolph von Habsburg bis zur Ent¬
deckung von Amerika.
(I. Chc. 1273 —1492.)
(219 Jahre.)
I. D i e Deutschen.
§- 70.
Rudolph von Habsburg.
Rudolph, Graf von Habsburg, hatte seine nicht bedeutenden
Güter im Aargau und Elsaß liegen, und hörte zum niedern burgun«
dischen Adel, war aber ein Biedermann, durch Frömmigkeit, Gerech¬
tigkeit und Tapferkeit ausgezeichnet. Als er auf kothigem Wege einem
Priester begegnete^ der das h. Sacrament zu einem Kranken trug, ließ
er ihn auf seinem Pferde sitzen, und leitete selbst es am Zügel bis zu
dem Krankenhause. Als der Erzbischof Werner von Mainz nach
Rom reisen mußte, und durch Rudolph's Gebiet kam, erbat er sich
dessen Geleit bis an die Alpen, wurde auch von dort wieder durch ihn
abgeholt, und mit so frommen und weisen Gesprächen unterhalten, daß
er dem wackern Grafen versprach, seiner immer mit Achtung und Liebe
zu gedenken.
Er hielt Wort. Als nach Richard's Absierben das deutsche Reich
wieder ohne Oberhaupt war, betrieb der Erzbischof Werner eine or¬
dentliche Wahl, und schlug den Habsburger Rudolph vor. Alle wil¬
ligten ein, nur Ottokar von Böhmen nicht, der gern selbst Kaiser
werden wollte.
Rudolph lag eben vor Basel, als der Marschall von Pappenheim
und der Burggraf von Nürnberg ihm die Nachricht vom der Wahl
überbrachten. Schnell machte er mit den Baslern Frieden, und eilte
nach Aachen, sich krönen zu lassen. Beim Thronwechsel mußten die
Vasallen ihre Lehne bestätigen lassen, und es fehlte das Scepter, mit
welchem der neue Herrscher sie berühren mußte. Gleich gefaßt nahm
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