Full text: Deutscher Kinderfreund

Höhe und der Ferne. 
189- 
Sie knüpft ihm schnell das Röcklein ein 
und führt ihn sorglich übern Rhein. 
Doch wie sie ob dem Elsafs steht 
und mählich wieder abwärts geht, 
wie wird das Bürschlein müd’ und still! 
es weiss nicht, wie sich’s helfen will. 
Sie tröstet ihn, sie spricht ihm zu: 
„Bald kommst du heim in deine Ruh.“ 
Doch wie sie ob den Bergen steht, 
am roten Himmel tiefer geht, 
und er von weitem, matt und müd’, 
die süsse, liebe Heimat sieht, 
lässt er das Mütterchen voran 
und zottelt nach, so gut er kann. 
Zur Heimat wandeln Herd und Hirt, 
der Vogel schweigt, der Käfer schwirrt; 
schon tönt die stille Flur entlang 
der Heimchen frommer Nachtgesang. 
„Jetzt,“ denkt er, „hab’ ich hohe Zeit; 
doch ist’s gottlob auch nicht mehr weit.“ 
0 seht ihn, wie er niedersinkt 
und heller jetzt und heller blinkt! 
Die Mutter steht schon vor dem Haus 
und streckt nach ihm die Arme aus. 
Jetzt sinkt er freudig niederwärts, 
jetzt ist ihm wohl am Mutterherz. 
Schon stehn Rosinlein, rein und frisch, 
und Honigkuchen auf dem Tisch. 
Bald trägt sie ihn in seine Ruh, 
deckt ihn mit leichten Wolken zu. 
Sie küsst ihm Stirn und Wange rot: 
„Schlaf wohl, mein Kind, das walte Gott!“ — 
Schlaf wohl, du schöner Abendstern! 
Das Sternlein sehen alle gern. 
Er schaut herab so mild und gut;
	        
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