176
Heinrich's III. Tod und Charakter.
14. Mitten in seinen Unternehmungen, im Jahre 1056, in wel¬
chem Pest und Hungersnot!) Deutschland verheerten, erkrankte plötzlich
der Kaiser zu Bothfeld am Harze und starb dort kur; darauf in der
Blüthe seiner Kraft; denn er zählte kaum 39 Jahre. Seine Leiche
wurde in der Familiengruft im Kaiserdome zu Speier bestattet. —
Heinrich III. war bei aller Strenge und Geisteskraft wahrhaft fromm,
so daß er nie die Krone aufsetzte, ohne zuvor gebeichtet zu haben. Er
ist der berühmteste und gewaltigste unter den salischen Kaisern und ge¬
hört zu den größten Herrschern, welche Deutschland im Mittelalter ge¬
henkt haben. Durch siegreiche Kämpfe mit den Herzogen brachte er die
königliche Gewalt auf ihren höchsten Gipfel; durch glückliche Heeres-
züge gegen die flavifchen Nachbarvölker im Osten hielt er das Ansehen
des Reiches nicht allein aufrecht, sondern zwang jene auch zur Aner¬
kennung der deutschen Lehusoberhoheit, so daß das deutsche Reich da¬
mals seine größte Ausdehnung erlangte. Es umfaßte nämlich drei
Königreiche (Italien, Burgund und Ungarn) und neun Herzogthümer,
nämlich sechs deutsche (Schwaben, Bayern, Franken, Sachsen, Ober¬
und Niederlothriugen) und drei slavische (Böhmen nebst Mähren, Po¬
len und Cärnthen).
15. Auch gebührt dem vortrefflichen Herrscher der Ruhm, daß er
ungeachtet seiner vielen kriegerischen Unternehmungen die Sorge für
Bildung und Wissenschaft nicht vernachläßigte, " sondern aus jede
Weise dieselben zu fördern suchte. Durch seine Fürsorge blüheten die
Stifts- uub Closterschulen neu empor, namentlich die zu Lüttich, Gemb-
kours, Fulda, Paderborn, St. Gallen u. a. Diese Schulen gaben nicht
nur der Kirche, sondern auch beu Wissenschaften und Künsten eine
große Anzahl ausgezeichneter Männer, deren Einfluß auf das öfseut-
liche Leben in mehrfacher Beziehung sich äußerte. Die Künste, welche
bisher meistens nur von Mönchen betrieben waren und zum Baue sowie
zur Ausschmückung und Ausstattung der Kirchen gedient hatten^ tra¬
ten in Verbindung mit den bürgerlichen Gewerben, wodurch die Städte
im Stillen empor kamen. Aus den Clöstern haben wir fortlaufende
Jahrbücher, ohne welche unsere Geschichte sehr mangelhaft sein würde.
Eine der vorzüglichsten Geschichtsquellen rührt von Hermannns Con-
tractns, ans dem Hause der Grafen von Beringen, einem Zöglinge der
Clöster St. Gallen und Reichenau und einem der größtem Gelehrten
der damaligen Zeit. Aus jenen Schulen ging eine Reihe von Män¬
nern hervor, von welchen Heinrich III. die brauchbarsten für die Hof¬
ämter und für die höheren geistlichen Würden anszuwählen wußte.
Die meisten Bisthümer besetzte er mit solchen, die in seinem besonderen
Dienste bereits Proben ihrer Tüchtigkeit abgelegt hatten. Als Kirchen¬
fürsten und zugleich als Staatsmänner zeichneten sich vor allen ans
Adalbert, Erzbischof von Bremen, und Hanno, welchen Heinrich lll.
nicht lange vor seinem Tode zum Erzbischof von Cöln ernannte. Beide
werden erst unter seinem Nachfolger mit ihrem ganzen Einflüsse auf-
treten. Kunst und Wissenschaft gelangten unter Heinrich's III. kräfti¬
ger Regierung ¿it einer nicht unbedeutenden Blüthe, und wenn auch
Manches unter feinen Nachfolgern wieder vernichtet wurde, so war
doch der Grund gelegt ;u dem Aufblühen derselben, welches im r2.
Jahrhunderte stattfand.