fullscreen: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen des Regierungsbezirks Düsseldorf

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um den Oberkörper und der wollenen Zischerkappe im Genick machen 
sie den Eindruck, als ständen sie draußen im Toben des Schneesturms 
und säßen nicht hier in der überheizten Stube des Dorfwirtshauses. 
Ein scharfer Luftzug läßt die Männer aufblicken. Durch die geöffnete 
Tür drängt sich ein Mann herein, der ein Stück Papier in der Hand 
hält. Es ist der Vormann des Rettungsbootes: „Len Depesch' vom 
Leuchtturm, hürt tau! ,Ruf den schwarzen Gründen holländische Tjalk, 
5lagge halbmast, Zrau und Rinder an Bord? Rrischan, Jan, hinnerk, 
Klaus! Gau, Jungens!" Seine Rügen blitzen, wie er im Kreise herum¬ 
blickt. Und seine Rufforderung ist nicht vergeblich. Die Stühle werden 
heftig zurückgeschoben, und draußen sind die „Jungens" und eilen 
über den Deich dem Hause des Rettungsbootes zu, so schnell die 
schweren Stiesel und der heftige Sturm es nur gestatten; denn es gilt, 
unter dem Schutze des Roten Rreuzes der wütenden See Menschenl¬ 
ieben abzuringen. 
Der weg bis zum Bootshaus ist nicht weit. Rn dem schmuck¬ 
losen Häuschen sieht man durch den Schneesturm hindurch das rote 
Ureuz, das Zeichen der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Die 
großen Zlügeltore an den Giebelseiten sind schon geöffnet. Vas weiß 
und blau gestrichene Rettungsboot liegt, an starken Tauen festgemacht, 
auf einer bis ins Wasser reichenden hölzernen Rutschbahn, so daß es 
bei jedem Wasserstande leicht in die See gebracht werden kann. Rn 
den Wänden des Häuschens hängen das Glzeug und die Rorkwesten 
für die Bedienungsmannschaften. Ohne zu sprechen, ziehen die herein¬ 
getretenen Männer das Glzeug über die Kleiber, stülpen den Süd¬ 
wester auf den Ropf und binden ihn unter dem Rinn zu,- dann noch 
bie Rorkweste um den Leib, und jeder nimmt seinen Platz im Boote 
ein. — „Rlles klar?" ruft der Vormann. „Rlles klar!" antwortet 
bie Mannschaft. 
2. 
Langsam erst gleitet das Rettungsboot auf der schrägen Rutsch¬ 
bahn dem Wasser zu, dann geht es schneller und schneller, und zuletzt 
saust das stattliche Boot mit großer Schnelligkeit hinunter in das nasse 
Element. Hochauf schäumen die wogen und spritzen ihren Gischt der 
Mannschaft ins Gesicht. „Riemen aus!" kommandiert der Vormann, 
Und vier paar riesenstarke Fäuste tauchen die langen Ruderstangen 
ins Wasser. Trotz des hohen Wellenganges fliegt das Rettungsboot 
wie eine Möwe auf einen nicht weit entfernten Schleppdampfer zu. 
Die Reeder geben das starke und dabei schnelle Schiff stets in hoch¬ 
herziger weise unentgeltlich her, damit es das Rettungsboot schnell 
Uach den oft weit entfernten Strandungsstellen bringen kann. Und 
bei solch einem Rettungswerk handelt es sich oft um Minuten.
	        
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