vierzehn Jahren wurde das feige, verderbte Volk deS
Wülherichs müde. ES brach ein Aufstand unter dcm
Heere aus, der sich schnell durch das ganze Reich ver¬
breitete. ' Nero wurde von dem Senate für einen Feind
des Staates erklärt und zum Tode verurtheilt. Von
einem einzigen Sklaven begleitet, entfloh er in nächt¬
licher Stunde, während eines furchtbaren Gewitters,
und vor den Verfolgern zitternd, erreichten beide daS
Landgut. Die Nacheilenden aber hakten schon die Spur
der Flüchtlinge gesunden. Nero verbarg sich angstvoll
hinter einer alten Malier und versuchte mehr als ein¬
mahl, sich das Leben zu nehmen, aber muthlos ließ er
die bewaffnete Hand sinken. Da hörte er plötzlich die
Reiter heran sprengen, die ihn aufsuchten, und mit
Angstgeschrei ergriff er den Dolch, den er sich mit Hülfe
des Sklaven in die Brust stieß. (XIII, 40.)
Während eines Zeitraumes von ZOO Jahren folgte
nun eine Reihe von Kaisern, die meist von den Kriegs¬
herren erhoben wurden, und von welchen die meisten
eines gewaltsamen Todes starben. Nur wenige edle
Fürsten rühmt die Geschichte in der langen Reihe dieser
Nichtswürdigen. Der erste jener ruhmvollen Kaiser
war Vespasianus, der im I. 69 nach Christus,
den Thron bestieg. Ihm folgte hin edler Sohn Titus,
dcm seine Zeitgenossen den schönen Nahmen: „die
Freude des Menschengeschlechts" gaben. Ich
habe einen Tag verloren, pflegte er zu sagen, wenn er
einmahl keine wohlthätige Handlung gethan hatte, und
oft hörte man von ihm den Ausspruch, von dem Throne
eines Kaisers dürfe niemand traurig hinweg gehen.
Während seiner kurzen Regierung gaben manche Un¬
glücksfälle ihm Gelegenheit, seine wohlthätige Gesin¬
nungen zu zeigen. Ein furchtbarer Ausbruch des Feuer-
berges Vesuv verheerte die schöne Gegend von Neapel
und begrub (?yJ. nach Chr. ) die Städte Pompeji und
Herculanum, und Stabiä. PliniuS, ein berühmter Na-