Full text: Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte

21 
Zehnte Erzählung. 
Das Churfürstenthum Brandenburg wird verpfändet 
und darnach verkauft. 
t$n dem schönen Theile von Deutschland, der von 
uns nach Mittag zu liegt, ist ein kleines Land, das heißt 
Hohenzollern-Hechingen. Dort steht auf einem 806 Fuß 
hohen Berge ein Schloß, welches jetzt alt und verfallen 
ist, das aber vor vielen Jahrhunderten schön und herr¬ 
lich war. Denn in alten Zeiten wohnte dort ein be¬ 
rühmtes Fürstengeschlecht, die Grafen von Hohen» 
zollern. Man weiß fast nicht den Ursprung dieser 
Grafen anzugeben, so alt ist diese Fürstenfamilie. Doch 
erzählen uns die alten Nachrichten, daß um das Jahr 
1164 ein Prinz aus diesem Hause vom damaligen deut¬ 
schen Kaiser des Burggraftthum Nürnberg bekam. Diese 
Würde war nicht bedeutend; aber von jeher verbanden 
die Glieder des hohenzollerischen Hauses Weisheit mit 
Tapferkeit, und diese beiden schönen Eigenschaften mach¬ 
ten es, daß die Burggrafen von Nürnberg gar bald zu 
größerer Macht gelangten.. Ungefähr 150 Jahr nachher 
hatten sie schon die FürstenthümerAnspach undBaireuth, 
die jetzt zu Baiern gehören, in Besitz. Nachher wurden 
sie in denNeichsfürstenstand erhoben. Fürst Friedrich V., 
der 1398 starb, hinterließ zwei Söhne, Johann und 
Friedrich, die sich in die väterliche Erbschaft theilten. 
Als Johann nach wenigen Jahren starb, erhielt Friedrich 
die gesammten Besitzungen. Dieser Friedrich VI., 
Graf zu Hohenzollern und Burggraf zu Nürnberg, 
war inniger Freund des Kaisers Sigismund. Sein 
Geist und seine Tapferkeit unterstützten den Kaiser in 
manchen Unternehmungen, und sein Geld half dem im¬ 
mer armen Sigismund aus vielen schlimmen Verlegen¬ 
heiten. So war es gekommen, daß Sigismund an 
150,000 Dukaten von Friedrich leihbar erhalten hatte. 
Um nun dem Freunde für dieses Geld Sicherheit zu 
gewähren, verpfändete er ihm 1411 das eben wieder¬ 
erhaltene Churfürstenthum Brandenburg. Als die Bran¬ 
denburger dies hörten, entsetzten sie sich sehr. Mit
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.