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Zehnte Erzählung.
Das Churfürstenthum Brandenburg wird verpfändet
und darnach verkauft.
t$n dem schönen Theile von Deutschland, der von
uns nach Mittag zu liegt, ist ein kleines Land, das heißt
Hohenzollern-Hechingen. Dort steht auf einem 806 Fuß
hohen Berge ein Schloß, welches jetzt alt und verfallen
ist, das aber vor vielen Jahrhunderten schön und herr¬
lich war. Denn in alten Zeiten wohnte dort ein be¬
rühmtes Fürstengeschlecht, die Grafen von Hohen»
zollern. Man weiß fast nicht den Ursprung dieser
Grafen anzugeben, so alt ist diese Fürstenfamilie. Doch
erzählen uns die alten Nachrichten, daß um das Jahr
1164 ein Prinz aus diesem Hause vom damaligen deut¬
schen Kaiser des Burggraftthum Nürnberg bekam. Diese
Würde war nicht bedeutend; aber von jeher verbanden
die Glieder des hohenzollerischen Hauses Weisheit mit
Tapferkeit, und diese beiden schönen Eigenschaften mach¬
ten es, daß die Burggrafen von Nürnberg gar bald zu
größerer Macht gelangten.. Ungefähr 150 Jahr nachher
hatten sie schon die FürstenthümerAnspach undBaireuth,
die jetzt zu Baiern gehören, in Besitz. Nachher wurden
sie in denNeichsfürstenstand erhoben. Fürst Friedrich V.,
der 1398 starb, hinterließ zwei Söhne, Johann und
Friedrich, die sich in die väterliche Erbschaft theilten.
Als Johann nach wenigen Jahren starb, erhielt Friedrich
die gesammten Besitzungen. Dieser Friedrich VI.,
Graf zu Hohenzollern und Burggraf zu Nürnberg,
war inniger Freund des Kaisers Sigismund. Sein
Geist und seine Tapferkeit unterstützten den Kaiser in
manchen Unternehmungen, und sein Geld half dem im¬
mer armen Sigismund aus vielen schlimmen Verlegen¬
heiten. So war es gekommen, daß Sigismund an
150,000 Dukaten von Friedrich leihbar erhalten hatte.
Um nun dem Freunde für dieses Geld Sicherheit zu
gewähren, verpfändete er ihm 1411 das eben wieder¬
erhaltene Churfürstenthum Brandenburg. Als die Bran¬
denburger dies hörten, entsetzten sie sich sehr. Mit