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feste Smolensk dazu. Von nun an breiteten die Russen mit
ihrer Herrschaft den Namen des „russischen Landes" «nmer
weiter aus. — Allein durch ihre zerstreuten Ansiedelungen schwäch¬
ten sich die Normannen selbst immer mehr. Sie verbanden
sich in ihren neuen Wohnsitzen mit den ursprünglichen Bewohnern
des Landes allmälig zu dem Ganzen Eines Volkes. Darum
schwand auch ihr Name nach und nach aus der Geschichte.
27. Das Frankenreich unter den letzten Karolingern.
Das Reich Kaisers Lothar I. — Von den durch den
Theilungsvertrag zu Verdun entstandenen drei Reichen trug dieses
den Keim einer baldigen Auflösung in sich selbst. Es bildete
weder ein natürlich abgegrenztes Ganze, noch beruhete es auf
einem gemeinsamen Dolkstamme. Daher ergaben sich auch die
meisten Verwicklungen im Reiche Lothar's. Der Kaiser selbst,
gequält von heftigen Gewissensbissen wegen des unwürdigen Be¬
nehmens eines Sohnes gegen feinen Vater, legte die Regierung
nieder und ging in das Kloster Prüm in der Diöcese Trier, um
hier seine Sünden abzubüßen. Ein baldiger Tod endete seine
Leiden. Seine drei ungerathenen Söhne erbten wie seine Län¬
der, so seine Leiden. Alle starben kinderlos. Karl der Kahle,
der König von Wcstfranken, erlangte die Kaiserkrone; Burgund
und Provence bildeten sich zu einem selbständigen Königreiche;
Lothringen ward durch den Vertrag zu Mersen an der
Maas (870) zwischen Karl dem Kahlen und Ludwig dem Deutschen
getheilt. Letzterer erhielt die Städte Straßburg, Basel, Metz,
Trier und Aachen. Durch diese Theilung kam also das linke
Rheinufer an Deutschland, und die Trennung nach Völkern und
Sprachen in ein romanisches oder westfränkisches und in ein
deutsches oder ostfränkisches Reich war vollendet.
Westfranken. — Hier herrschten die Karolinger bis zum
Jahre 987. Die unrühmliche Schwäche, welche die Thronfolger
Karl des Kahlen zeigten, ermunterte insbesondere die Norman¬
nen zu immer neuen Einfällen. Auch die Großen des Reiches
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