115
über den Rhein, um von Rhätien aus in Italien einzufallen;
die Teutonen und Ambronen gedachten durch Ligurien einzu¬
rücken.
Marius hatte am Zusammenfluß der Rhone und Jsöre
ein Lager errichtet und erwartete hier die Teutonen und Am¬
bronen. Fortwährend vermied er die Schlacht, obschon ihn
die Feinde reizten, und sogar seine eigenen Leute ihn dazu
aufforderten. Ein Barbar forderte den Marius zum Zwei¬
kampf heraus, ward aber mit Hohn und Verachtung abge¬
wiesen. Die Feinde begannen einen Sturm auf das Lager:
er ward abgeschlagen, und Marius rückte nicht aus den Mauern
seines Lagers. Solches Zaudern ertrugen die Barbaren nicht
länger; sie zogen mit Verachtung am Lager vorbei. Höhnisch
riefen sie den römischen Soldaten zu: „sie zögen nach Italien:
ob sie Aufträge an ihre Frauen und Kinder zu bestellen hätten?"
Kaum bändigte Marius den Zorn seiner Krieger. So groß
war die Menge der Barbaren, daß sie sechs Tage lang an
dem Lager des Marius vorbeimarschirten. Kaum waren sie
vorbei, so folgte ihnen Marius auf dem Fuße nach und ge¬
langte auf kürzerem Wege zugleich mit ihnen an einen kleinen
Fluß, an dem Aquä Sextiä (Aix en Provence) lag. Hier
wählte Marius einen Hügel zum Lagerplatz, von welchem herab
er die Gegend ringsher zu übersehen vermochte. Die Deutschen
lagerten sich an beiden Seiten des Flusses. Durch diese Lage¬
rung wurden die Römer vom Wasser abgeschnitten. Diese,
von Durst gequält, klagten und murrten. Marius aber wies
auf den Fluß hin: „Ihr seid Männer," sprach er, „dort ist
Wasser für Blut feil, und ihr klagt, daß es fehle?" Da gin¬
gen römische Troßknechte mit ihren Thieren zum Fluß hinab
und vertrieben einige Feinde; als aber mehr Barbaren erschie¬
nen, eilten auch römische Soldaten hinab. Die Teutonen aber
und ihre Bundesgenossen waren in aller Sicherheit; sie aßen,
sie badeten sich, sie freuten sich des schönen Landes. Wie nun
von beiden Seiten Hülfe erschien, wurden zuletzt die Haupt¬
heere selbst in die Schlacht geführt. Der Ambronen waren
30,000 Mann. In dem Augenblick, wo sie über den Fluß