Full text: Erzählungen aus der römischen Geschichte

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setzmäßigem Wege erlangt. Die Würden und Aemter der Re¬ 
publik ließ Augustus bestehen, wußte aber allmählich alle mit 
ihnen verbundene Gewalt auf sich zu übertragen. Er ver¬ 
einigte zuletzt in sich die Würde eines Consuls, Sittenrichters, 
Oberpriesters und Tribunen. Sv kam er in den Besitz einer 
unumschränkten Macht, seine Person war heilig und unverletz¬ 
lich, und den Beamten des Staates blieb wenig mehr als der 
bloße Name übrig. Auch das Volk behielt noch seine Ver¬ 
sammlungen, lernte aber unter Festen, Spielen und Getrcide- 
spenden seine Freiheit vergessen. 
Unter Augustus war das römische Reich zu einer unge¬ 
heueren Ausdehnung gelangt, indem es fast alle Länder des 
damals bekannten Erdkreises umfaßte. Außer Italien gehörten 
dazu Gallien, Spanien, Griechenland, Maccdonien, Thracien, 
Kleinasien, Syrien, Aegypten, das alte Karthago und Numi- 
dien. Alle Völker der Erde erkannten Roms Oberherrschaft 
an, nur das Volk der freien Germanen hatte sich noch nicht 
unter das römische Joch gebeugt. Zur Sicherheit dieser unge¬ 
heueren Besitzungen errichtete Augustus stehende Kriegsheere, die 
er in den Grenzprovinzen in stehende Lager legte, aus denen 
nachmals manche Städte entstanden. Zum Schutz für seine 
Person bildete er aus Deutschen eine Leibwache von 10,000 
Mann. 
Nachdem sich Augustus in seiner Macht befestigt batte, 
war sein Streben darauf gerichtet, die Gräuel der Bürgerkriege 
und seine eigenen Grausamkeiten in Vergessenheit zu bringen. 
Er gab Beweise von Güte und Milde, von Wohlthätigkeit 
und Herablassung. Mit dem größten Eifer sorgte er für die 
Wohlfahrt seines Reiches, und seine Zeitgenossen rühmen den 
Glanz der Künste und Wissenschaften unter seiner Negierung. 
Die Stadt Rom verschönerte er durch Aufführung der pracht¬ 
vollsten Bauten so sehr, daß er sich mit Recht rühmen konnte, 
er habe das aus Backsteinen gebaute Roin in ein marmornes 
verwandelt. In den Werken der Baukunst wetteiferte mit ihm 
der edle Agrippa, Augustus siegreicher Feldherr; er erbaute 
das Pantheon, einen für alle Götter bestimmten Tempel, und 
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