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IX.
Porsenna, König von Clufium.
Tarquinius ließ die Hoffnung, die Königswürde wieder
zu erlangen, noch nicht fahren. Er begab sich in den Schutz
Porsenna's, des mächtigen Fürsten von Clusium in Etru¬
rien. Dieser überzog Rom mit Krieg. Da die kleine Festung
auf dem Berge Janiculum beim ersten Angriff vom Feinde
erobert ward, so zogen sich die Römer vor der Uebermacht in
die Mauern ihrer Stadt zurück. Unaufhaltsam wäre Porsenna
über die hölzerne Tibcrbrücke in die Stadt eingedrungen, wenn
nicht Horatius Cocles durch seine Unerschrockenheit und
Tapferkeit Rom gerettet hätte. Als er sah, daß seine Landsleute
nicht mehr Stand hielten, rieth er ihnen selbst, über die Brücke
zu eilen und sie so schnell als möglich abzutragen. Während
dies geschah, focht Horatius mit zweien seiner Gefährten gegen
den Andrang von Tausenden. Da die Brücke beinahe abge¬
tragen war, entließ er auch seine Gefährten, um sich über die
noch stehenden Reste der Brücke in die Stadt zu retten. Hier¬
auf stellte er sich allein dem Feinde entgegen, und erst als die
letzten Balken krachten, sprang er, den Stromgott um Schutz
anstehend, bewaffnet in die Fluthen. Unter einem Hagel feind¬
licher Pfeile schwamm er auf das andere Ufer. Nun konnte
Porsenna nicht in die Stadt eindringen, und Rom war durch
die Tapferkeit des Horatius Cocles gerettet.
Aber Porsenna schritt jetzt zn einer Belagerung. Er schnitt
der Stadt alle Zufuhr ab, so daß bald Mangel und Roth
entstand. Um Rom von dieser Bedrängniß zu befreien, beschloß
Mucius Scävola, ein muthiger Jüngling, den feindlichen
König zu tödten. In Etruskischer Kleidung, mit einem Dolch
unter dem Gewände, begab er sich ins Lager, als eben ein
Schreiber, der in der Nähe des Königs saß und königlichen
Schmuck trug, den Soldaten den Sold auszahlte. Mucius
hielt ihn für den König und stieß ihn nieder. Er ward er-
Stacke, rvm. Erzählungen. 4. Nufl. 2