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und dasselbe bekam auch den Namen von dem ersten An«
bauer. — In der Nähe von Wilsdruff gab es 1186 auf
den Dörfern Adelberts von Taubenheim fränkische
Bauern. Viele mit dem Worte Franken zusammengesetzte
Ortsnamen sind noch jetzt sprechende Zeugen von den An¬
siedelungen jenes Volksstammes im Meißner- und Osterlande.
Da die ersten Mönche der mit bedeutenden Waldstrecken
dotirten Cistcrtienscr-Mönchsklöstcr Altzelle und Buch auS
dem Mannsseldschen Kloster Sittichenbach hierher kamen,
so wird es ihnen nicht schwer geworden sein, auch Colo-
nisten aus Thüringen und Sachsen hcrbeizuziehen. Die
Ortsnamen Sachsenburg, Sachsendorf, Sachsengrund. Sachs¬
grün. Waldsachsen rc. in verschiedenen Landesgegenden lassen
ebenfalls auf niedersächsische Einwanderer schließen.
Im zwölften Jahrhunderte wanderte auch eine Menge
Niederländer, die dort durch Einbrüche des Meeres sehr litten,
namentlich Flamländer, in hiesige Lande ein. Sie be¬
völkerten unter andern den damals verödeten Ort Kühren
bei Wurzen (1154) und bauten jedenfalls auch das Dorf
Flemmingen (im Volksmunde noch jetzt die Flämiche
genannt) bei dem Städtchen Hartha an. Wegen ihres Stol¬
zes waren die Flamländer nicht beliebt, und daher kommt
es wohl, daß man noch jetzt, nach 7 Jahrhunderten, mit
dem Worte flämisch (flämisches Gesicht) einen schroffen Ge¬
gensatz von Freundlichkeit und Wohlwollen bezeichnen will.
Nachdem in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts
der Silbe rberg bau im Erzgebirge seinen Anfang genom¬
men, wandten sich besonders auch viele Niedersachsen, na¬
mentlich aus dem Harzgcbirge. hierher, und förderten zu glei¬
cher Zeit auch den Anbau des Landes. Auch aus Böh¬
men, Franken und Bayern erfolgten Einwanderungen.
Es entstand im ganzen Lande ein regeres Leben. Städte
blühten empor; auch freie Männer wandten sich dem Gewerbs-
leben zu; die Handelsstraßen wurden belebter. Aus der Lombar¬
dei und von Venedig her brachte man indische und levantische
Maaren (Baumwolle, Seide, Specereien) über die Alpen,
dann durch Süddeutschland herein in hiesige Lande, besonders
nach Leipzig, das durch Otto den Reichen zum Haupt«
ftapelplatz des Handels erhoben worden war. Durch das in
ziemlicher Menge geprägte Geld wurde der Güterumsatz we¬
sentlich erleichtert; nächst den Juden, dir in Dresden, Mei-