Full text: Geschichte des Altertums (Nr. 3)

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lichen Landschaften seines Reiches. Hier aber nahm ihn- sein eigener Statthalter 
Bessus gefangen mtb schleppte ihn in Ketten mit sich fort. Nachdem Alexander 
Babylon eingenommen hatte, setzte er dem Könige nach. Schon war er dem 
Flüchtigen ganz nahe. Da ließ Besfns den König erstechen. Als ihn die ersten 
Reiter Alexanders in feinem Blute liegend fanden, so erzählt man, bat Darius 
sie noch um einen Trunk Wasser, reichte einem die Hand und sagte: „Diese Hand 
gebe ich dem Alexander." Daun starb er. Als Alexander ihn fand, breitete er 
seinen Mantel über den Leichnam und ließ ihn später in Persepolis mit 
großer Pracht beisetzen. Bessus aber ward von Alexander gefangen genommen 
und hingerichtet. Nun war Alexander Herr von ganz Persien. * 
7. Klitus. Nach der Einnahme Persiens lebte Alexander ganz nach pKsi- 
scher Weise. Er kleidete sich wie ein Perser und verlangte sogar, daß seine 
Untertanen nach persischer Sitte vor ihm niederknien sollten. Auch hörte er gern 
Schmeichelworte. Das verstimmte die Makedonier und erbitterte sie zuletzt. Einst 
rühmten Schmeichler beim Mahle seine Heldentaten, gegen die alle Taten der 
früheren Helden nichts seien. Da wagte Klitus, ein Freund Alexanders, frei¬ 
mütig Zn behaupten, daß Alexander von seinem Vater übertreffen würde. Zorn- . 
funkelnd und vom Weine erhitzt, ergriff Alexander eine Lanze und durchbohrte 
Klitus, obgleich dieser ihm einst am Granikns das Leben gerettet hatte. Kaum aber 
war die grauenvolle Tat geschehen, so kam Alexander wieder zur Besinnung. Er weinte 
laut und rief einmal über das andere den Namen feines ermordeten Freundes. Dann 
schloß er sich drei Tage lang ein, aß nicht und trank nicht. Erst am vierten Tage 
ließ er sich wieder beim Heere sehen, um einen neuen Kriegszug zu unternehmen. 
8. Zug nach Jndien. Alexander war mit feinen bisherigen Eroberungen 
nicht zufrieden. Sein stolzer Sinn war auf das Wunderland Indien gerichtet. 
Als er den Indus überschritten hatte, stellte sich ihm der König Porns mit 326 
einem großen Heere und 300 Elefanten entgegen, die große, mit Kriegern besetzte v' 
Türme ans ihrem Rücken trugen. Vor diesen Ungeheuern scheuten seine Pferde. 
Aber Alexander siegte dennoch. Porus, der in goldener Rüstung auf dem größten 
Elefanten faß, wurde gefangen genommen. Alexander fragte ihn: „Wie willst du 
behandelt fein?“ „Königlich," war die Antwort. Alexander ließ ihn sogleich 
frei und gab ihm fein Besitztum als Sehen zurück. Dafür war Porus von jetzt 
an fein beständiger Freund. 
9. Rückkehr. Je weiter Alexander in Jndien vordrang, desto größer wurde 
die Gefahr. Immer wildere Völker stellten sich ihm entgegen nnd brachten täglich 
viele seiner Krieger um. Da weigerten sich diese endlich, ihm zu folgen, und 
zwangen ihn zur Umkehr. Der größte Teil des Heeres schiffte sich ein. Er 
selbst aber führte den übrigen Teil aus geradem Wege durch eine Wüste der 
Heimat zu. Furchtbar waren die Qualen feiner Truppen. Menschen und 
Tiere verschmachteten vor Hunger und Durst. Alexander aber schritt mit 
ungebeugtem Mute feinem murrenden Heere voran. Einmal brachte ihm, wie 
man erzählt, ein Soldat etwas Wasser in feinem Helm. Alexander aber goß es 
aus die Erde und sagte: „Ich will nicht trinken, wenn ihr alle dürften müßt." 
Da riefen die Krieger: „Wir sind nicht durstig und nicht müde; wir sind un¬ 
sterblich, wenn ein solcher König uns führt." 60 Tage dauerte der entsetzliche 
Marsch in der Wüste. Endlich kam Alexander mit feinem Heere in Babylon an.
	        
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