Noch rinnt und rauscht die Wiesenquelle,
Noch ist die Laube kühl und grün;
Noch scheint der liebe Mond so Helle,
Wie er durch Adams Bäume schien.
Noch macht der Saft der Purpurtraube
Des Menschen krankes Herz gesund;
Noch schmecket in der Abendlaube
Der Kuß auf einen roten Mund.
Noch tönt der Busch voll Nachtigallen
Dem Jüngling süße Fühlung zu;
Noch strömt, wenn ihre Lieder schallen,
Selbst in zerriss'ne Seelen Ruh!
O wunderschön ist Gottes Erde,
Und wert, darauf vergnügt zu sein!
Drum will ich, bis ich Asche werde,
Mich dieser schönen Erde freun!
2. Das Landleben.
Wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh!
Jedes Säuseln des Baumes, jedes Geräusch des Bachs,
Jeder blinkende Kiesel
Predigt Tugend und Weisheit ihm.
Jedes Schattengesträuch ist ihm ein Heiliger-
Tempel, wo ihm sein Gott näher vorüberwallt,
Jeder Rasen ein Altar,
Wo er vor dem Erhabnen kniet.
Seine Nachtigall tönt Schlummer herab auf ihn,
Seine Nachtigall weckt flötend ihn wieder aus,
Wann das liebliche Frührot
Durch die Bäum' auf sein Bette scheint.
Dann bewundert er dich, Gott, in der Morgenflur,
In der steigenden Pracht deiner Verkünderin,
Deiner herlichen Sonne,
Dich im Wurm und im Knospenzweig;