II. Die Franken.
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E. Reich der Burgunder in Gallien und Helvetien (413—534 n. Chr.).
§ 48. Dieses Volk (Th. I. S. 206) -rach 413 in Gallien ein
und gründete nach Attilas Tod bis 500 ein Reich, welches das ganze
Flußgebiet der Rhone vom Wallis bis zur Durance, ferner Savoyen,
in Helvetien das Gebiet der Aar bis unterhalb Solothurn umfaßte
und in Gallien noch das Quellgebiet der Loire und Seine in sich be¬
griff; königliche Residenzen waren abwechselnd Genf, Lyon, Vienne,
Besanyon. Um 413 wurden die Burgunder arianische Christen. Unter
König Gundobald, der die burgundischen Gesetze sammeln und nie-^ndobald^
derschreiben ließ, traten jedoch die meisten in die katholische Kirche ein. 516.
Sie zeigten sich milder als die meisten germanischen Stämme und bil¬
deten sich jenseits des Jura frühe zu einem romanischen Volke um.
II. Die Franken: Frankreich. König Chlodewig
(481—511 n. Chr.).
K 49. Die Franken waren ursprünglich kein eigener germanischer
Stamm, sondern der Name eines Kriegsbundes verschiedener Stämme
am Niederrhein (Bataver, Sigambern, Chamaven, Tubanten, Amsi-
barier, Brukterer, Chatten), welcher um 240 n. Chr. zum ersten Mal
genannt wurde. Sie verwüsteten wiederholt das nordwestliche Gallien
und ein Theil derselben trat gleich den Gothen, Burgundern rc. in den
Dienst der römischen Kaiser, wofür sie Wohnsitze an der Maas und
Waal erhielten; diese westlichen Frauken nannten sich die sali schen, Die salischen
während die zu beiden Seiten des Niederrheins wohnenden die r i p u a-AnFranke^
rischen hießen. Vor dem Zuge Attilas breiteten sich die salischen
Franken unter König Chlodio, dem Sohne des sagenhaften Königs Chlodio.
Faramund, bis zur Somme aus und fochten auf den katalaunischen Fel¬
dern unter Aetius, während die ripuarischeu in den Reihen Attilas
standen; Chlodios Sohn soll Merowäus (Merowig) geheißen und dem Merowäus.
Königsgeschlechte den Namen Merowinger hinterlassen haben.
8 50. Dessen Enkel Chlodewig (Hludewig, Ludwig, Louis)
herrschte seit 481 nur über einen Theil der salischen Franken, wurde
aber der Gründer des großen Frankenreiches, aus welchem
später Frankreich und Deutschland hervorgingen. Damals bestand im
mittleren Gallien ein unabhängiges Fürstenthum unter dem Römer
Syagrius; diesen besiegte Chlodewig 486 bei Soissons und be- Schlacht
mächtigte sich seines Landes, worauf er zu Soissons, nach 507 zu Soiffonr
Paris seine Residenz aufschlug. Im Jahr 496 lieferte er den Ale¬
mannen bei Tolbiacum (Zülpich?) eine große Schlacht. In der Noth Schlacht bet
rief er den Christengott um Hilfe an und gelobte ein Christ zu werden, 3"lpich 498.
wenn er ihm den Sieg verleihe; denn seine Frau Chlothilde, eine
Tochter des burgundischen Königs Chilperich, den sein Bruder Gun¬
dobald erschlagen hatte, pries unaufhörlich die Macht des Gottes
der Christen. Chlodewig siegte, der größere Theil Alemanniens kam Chlodewig
unter seine Herrschaft, der südliche Theil begab sich jedoch unter den
Schutz des Ostgothen Theodorich und wurde erst von Witiges den
Franken überlassen.
§ 51. Seinem Gelübde getreu ließ sich Chlodewig zu Rheims
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