Full text: Geschichte des Mittelalters (Abth. 2)

50 
Geschichte des Mittelalters. 
9.—11. August von den Ungarn vernichtet, die ihre Verwüstungen noch 
weiter ausdehnten. Im Jahre darauf schlugen sie die Thüringer, dran¬ 
gen in den zwei folgenden Jahren durch Bayern und Schwaben über 
den Rhein nach Lothringen vor, erschlugen den Herzog Gebhard und 
kehrten unangefochten wieder heim. Die deutschen Großen vereinigten 
sich so wenig gegen die Ungarn, als die französischen gegen die Nor¬ 
mannen, ihre Zwietracht stand in vollster Blüte, als Ludwig, der letzte 
deutsche Karolinger, am 20. Juni 911 sein mattes Leben beschloß. 
Siebentes Aapitel. 
Die Normannen, Dänen, Nuffen, Ungarn und das 
byzantinische Neich. 
Die Normannen. 
Wohnsitze § 155. North mannen, H eid enmannen hießen bei den Deut¬ 
schen die Bewohner der skandinavischen Länder, und weil die Dänen als 
die zahlreichsten erschienen, so werden manchmal alle aus dem Nor¬ 
den kommenden Raubschaaren Dänen genannt. Ihre Geschichte 
reicht nicht weiter zurück als bis zu der Zeit, in der sie mit den deut- 
Ausskhen, scheu und romanischen Völkern Zusammenstößen. In ihrer Gestalt, 
Elttkn, Bor- Lebensweise und Verfassung sind sie den Germanen des Tacitus ganz 
" ""0' ähnlich: hohen, kräftigen Wuchses, gegen Kälte und Nässe fast un¬ 
empfindlich, leben sie unter Königen und Edeln ohne denselben 
anders als freiwillig zu dienen, haben keinen eigentlichen Priester¬ 
stand, überlassen die Arbeiten den Leibeigenen und halten nur 
Krieg, Jagd und Seefahrt des freien Mannes würdig. Der junge 
Normanne lernte Bogen, Pfeile und Sehnen fertigen, schießen, fechten 
mit Speer und Schwert, schwimmen, das 13 Ellen lange Ruder hand¬ 
haben und ein Schiff steuern. Denn alle Normannen waren Küsten- oder 
Schifffahrt. Inselbewohner, als solche Fischer und Schiffer, und an die nordischen Meere 
gewöhnt, welche durch die Strömungen der gewaltigen Ebbe und Fluth, 
durch Stürme, Klippen, Sandbänke u. s. w. viel gefährlicher sind als 
das mittelländische Meer oder der offene weite Ocean. Daher bauten 
die Normannen ihre größeren Schiffe („die Drachen"), die bis 120 
Mann faßten, nicht breit und flachkielig wie die Griechen und Römer, 
sondern lang, schmal, scharfkielig, mit scharfen Hinter- und Vorder¬ 
steven, um Wellen und Strömungen leichter zu brechen. Im Kampfe 
mit der wilden nordischen Natur, in den Fehden der Häuptlinge und in 
Uebung der Blutrache, in Kriegen und Raubzügen gegen verwandte 
und nichtverwandte (finnische Stämme) wurden diese Nordgermanen 
furchtbare Krieger, welche den Tod in der Schlacht oder im Seesturme 
für das glücklichste Lebensziel ansahen, weil der so Gestorbene sogleich 
zu Odin nach Walhalla ging. 
§ 156. Erst gegen das Ende des achten Jahrhunderts schwärmen 
normannische Raubschiffe in allen Meeren; früher scheint sich die krie¬ 
gerische Thätigkeit mehr gegen die finnischen Stämme gerichtet zu 
haben und es ist sehr wahrscheinlich, daß das Beispiel der Friesen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.