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beschützten heute seine Brust, für die schon ein anderes Eisen ge¬ 
schliffen ist; auf dem Bette, wo Gustav erblaßte, sollte Wallenstein 
den schuldbefleckten Geist nicht verhauchen. 
Nicht so glücklich war Pappenheim, der furchtbarste Soldat des 
Hauses Oesterreich und der Kirche. Glühende Begier, dem König 
selbst im Kampfe zu begegnen, riß den Wüthenden mitten in das 
blutige Schlachtgewühl, wo er seinen edlen Feind am wenigsten zu 
verfehlen hoffte. Auch Gustav hatte den feurigen Wunsch gehegt, 
diesen geachteten Gegner von Angesicht zu sehen; aber die feindselige 
Sehnsucht blieb ungestillt, und erst der Tod führte die versöhnten 
Helden zusammen. Zwei Musketenkugeln durchbohrten Pappen¬ 
heims narbenvolle Brust, und gewaltsam mußten ihn die Seinen 
aus dem Mordgewühl tragen. Indem man beschäftigt war, ihn 
hinter das Treffen zu bringen, drang ein Gemurmel zu seinen 
Ohren, daß der, den er suchte, entseelt auf dem Wahlplatz liege. 
Als man ihm die Wahrheit dieses Gerüchtes bekräftigte, erheiterte 
sich fein Gesicht, und das letzte Feuer blitzte aus seinen Augen. 
»So hinterbringe man denn dem Herzog von Friedland,« rief er 
aus, »daß ich ohne Hoffnung zum Leben darniederliege, aber fröh¬ 
lich dahinscheide, da ich weiß, daß dieser unversöhnliche Feind 
meines Glaubens an einem Tag mit mir gefallen ist.« 
Mit Pappenheim verschwand das Glück der Kaiserlichen von dem 
Schlachtfelde. Nicht sobald vermißte die schon einmal geschlagene, 
und durch ihn allein wiederhergestellte Reiterei des linken Flügels 
ihren sieghaften Führer, als sie Alles verloren gab, und mit muth- 
loser Verzweiflung das Weite suchte. 
Gleiche Bestürzung ergriff auch den rechten Flügel, wenige 
Regimenter ausgenommen, welche die Tapferkeit ihrer Obersten, 
Götz, Terzky, Kolloredo und Piccolomini, nöthigte, Stand zu halten. 
Die schwedische Infanterie benutzt mit schneller Entschlossenheit die 
Bestürzung des Feindes. Um die Lücken zu ergänzen, welche der 
Tod in ihr Bordertreffen gerissen, ziehen sich beide Linien in eine 
zusammen, die den letzten entscheidenden Angriff wagt. Zum dritten 
Male setzt sie über die Gräben und zum dritten Male werden die 
dahinter gepflanzten Stücke erobert. Die Sonne neigt sich eben 
zum Untergang, indem beide Schlachtordnungen aufeinander treffen. 
Heftiger erhitzt sich der Streit an seinem Ende, die letzte Kraft ringt 
mit der letzten Kraft, Geschicklichkeit und Wuth thuen ihr Aeußerstes, 
in den letzten theuern Minuten den ganzen verlornen Tag nach¬ 
zuholen. Umsonst, die Verzweiflung erhebt jede über sich selbst, 
keine versteht zu siegen, keine zu weichen, und die Kriegswissenschaft 
erschöpft hier ihre Wunder nur, um dort neue, nie gelernte, nie 
in Uebung gebrachte Meisterstücke der Kunst zu entwickeln. _ Endlich 
setzen Nebel und Nacht dem Gefechte eine Grenze, dem die Wuth 
keine fetzen will, und der Angriff hört auf, weil man seinen Feind
	        
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