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Zweiter Zeitraum.
nigermaßen zu regelmäßigen Kriegern zu machen; er
befestigte die Städte, erbaute neue, stellte Gränzbe-
schützer (Markgrafen) an, und sicherte endlich die Ruhe
des Reiches auf einige Zeit, indem er die Ungarn
durch Niederlagen, welche er ihnen beibrachte, (bis 954)
von neuen Einbrüchen zurück hielt. In feine Fu߬
tapfen trat fern würdiger Sohn, Otto der Große,
der aufs neue, und nun für immer, die Ungarn bezwang,
andre angrenzende Völker glücklich bekämpfte, und
endlich gar Deutschlands Macht sehr vergrößerte, in¬
dem er das Königreich Italien und die Kaiserwürde
erwarb. Was er gewonnen, behaupteten seine Nach¬
folger nur so so, bis endlich ein neues Unglück, das
sich längst vorbereitet hatte, entstand. Seit Heinrich
dem ersten waren viele tapfere Kriegesanführer zu
Herzogen und Markgrafen geworden; der säch¬
sische Kaiferstamm war erloschen, und man mußte
(1024) zur Wahl eines neuen Stammes zur Kaiscr-
würde schreiten, die jetzt sehr feierlich begangen wurde.
Die Wahl fiel auf den Frankenherzog K 0 n r a d. Von
nun an blieb die Kaiferwürde wieder länger als ein
Jahrhundert hindurch bei demSalischen oder frän¬
kischen Hause, (diese Kaiser nennt man daher auch:
dieSalischen oder fränkischen Kaiser); aber der Umstand
durch welchen das hohe Amt wieder an dieses Haus
kam, erscheint jetzt schon als ein Vorbote alles Uebels,
das später dadurch über Europa gebracht wurde.
Die Gewalt der Geistlichen. Deutschlands Zerrüttung.
Dieser Umstand war die wachsende Macht der
Geistlichkeit. Beider Kaiserwahl 1024 erhielten die
hohen Geistlichen zuerst eine Stimme; der Erzbischof