— 260 —
Schon in wenigen Jahren konnte er eine ansehnliche Truppe
heranbilden. Im Jahre 1751 errichtete er ein Grenadierregiment
zu 8 Kompagnien, 1752 ein 3—400 Mann starkes Artilleriekorps,
mit dem er später ein Ingenieur- uud Mineurkorps oerband, und
1753 das aus 75 Reiteru und 50 Fußjägern bestehende Karabinier-
korps. Im ganzen zählte seine nur aus Laudeskiuderu bestehende
Truppe etwa 1600 Mann und 28 bespannte Geschütze. Große Sorg-
falt verwandte der Graf auf die Ausbildung und Ausrüstung seiner
Soldaten, die darum zu den besten seiner Zeit gezählt werden.
Daneben richtete er sein Augenmerk auf die Anlage befestigter Ver-
teidiguugswerke (Forts) zum Schutze des Landes und seiner Be-
wohner. — Die Uniform der Karabiniers wurde bis zum Tode des
Fürsten Adols Georg (1893) von der vormaligen Leibwache im
Residenzschlosse zu Bückeburg getragen. Zahlreiche Waffen und Aus-
rüstungsstücke sind noch aus dem Wilhelmstein vorhanden.
In seinen Bestrebungen wurde Graf Wilhelm bald vielen
deutschen Fürsten ein leuchtendes Vorbild. Gab es doch damals
einige Regenten, deren Soldatenliebhaberei in Spielerei ausartete
und den Wohlstand ihrer Länder zu Grunde richtete, und selbst
solche, die durch den Verkauf ihrer Truppen sich Geldquellen zu er-
öffnen suchten! Graf Wilhelm dagegen hatte bei all feinen Unter-
nehmungen ausschließlich das Wohl des Staates im Auge. So ist
auch sein Verbot aufzufafsen, daß seine Untertanen sich nicht für
fremde Staaten anwerben lassen sollten, wie es damals üblich war.
Die Ausgaben für sein verhältnismäßig sehr zahlreiches Militär
bestritt er zum großen Teil aus seinen eigenen bedeutenden Ein-
künften, so daß das Land dadurch nicht bedrückt wurde. Dafür
verzichtete er auf die an manchen Höfen entfaltete Pracht, die man
leider zu jener Zeit dem französischen Königshofe gern nachmachte.
Einfache Hofhaltung und fparsame Landesverwaltung zeichnen über-
Haupt seine ganze Regieruugszeit aus.
Die militärischen Pläne und Einrichtungen des Grafen er-
wiesen sich bald als wertvoll uud nützlich und sind darum auch von
grundlegender Bedeutung sür die spätere Neugestaltung des preußischen
Heerwesens geworden. Sein tätiger Anteil am 7jährigen Kriege
(s. folg. Kap.) und feine militärischen Erfolge und Einrichtungen in
Portugal (S. 50) haben seinen Ruhm dauernd begründet. An jene
Kriegstätigkeit erinnern zwei von ihm angelegte Befestigungen,