Full text: Grundriß der Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

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auS, biS die, nach Reccareds Uebertritt zur katholischen 
Kirche zum Reichsftande erhobene Geistlichkeit dieselbe grö߬ 
tenteils an stch riß, indem ste auf ihren Kirchenoersamm¬ 
lungen alle wichtigen Angelegenheiten des Staats verhan- 
beite. 
4. Verfassung der Sachsen. Die Könige der sieben 
Reiche wurden vom Volke aus dem einmal regierenden 
Hause, doch mit häufigen Abweichungen gewählt. Be- 
schränkr wurde ihre Macht durch die Volksversammlun¬ 
gen , Wittenage mor genannt, wo die Edlen und 
freien Eigcnthümer unter des Königes Vorsitz Gesetze 
gaben, üver Krieg und Frieden beschlossen, und die 
wichtigsten Rechtssachen entschieden. Die vornehmsten 
Beamten waren der Aldecman, der Arl (Eorl), die Her¬ 
zoge und die Grafen 
Die Rechtspflege der Germanen ruhete auf dem 
Grundsätze, daß ein Jeder nur von seines Gleichen ge¬ 
richtet werden könne, und wurde nach den Vorschriften 
des HerkomlnenS, die im Herzen des Volkes lebten, von, 
aus den freien Männern erwählten, UrtheilSfindein 
oder Schöppen, unter dem Vorsitze der Herzoge und 
Grafen geübt. Der Ort, wo man das Gericht (D i n g) 
hielt, hieß Mahl. Den Beweis führte man durch 
Zeugen, durch den Eid, und durch Gottesurt heile 
(Ordalien), die im Zweikampfe (Wehading) und 
in Proben, der Feuer-, Wasser-, Kreuz- und Abend- 
mahlspcobe K. bestanden. 
Das Kriegswesen war bei den germanischen 
Völkern dieser Periode noch wenig ausgebildet, obgleich 
der Krieg fast ihre einzige und liebste Beschäftigung war. 
Alle freien Männer wurden durch den Heerbann zum 
Heere versammelt, dessen Hauptstärke noch immer im 
Fußvolk bestand. Könige waren die gebornen Anführer 
deö Heeres und Herzoge ihre Stelloerkreter. Jeder 
Krieger mußte für seinen Unterhalt und für seine Waffen 
sorgen , und nur bei langwierigen Kriegen wurde ec 
von dem Könige verpflegt. Schwerter, Spieße, Wurf¬ 
spieße, Streitäxte, (besonders bei den Franken, daher 
Fcanffskcn) Hellebarden, Bogen und Pfeile waren die 
Angriffs-, Schilde, Panzer und Helme dagegen die 
Verteidigungswaffen.
	        
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