Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096—1273.
im Herbste 1190 dort mit einem neuen Pilgerheere ankam. Die Stadt,
von einer starken türkischen Besatzung vertheidigt, ward vom christlichen
Heere belagert. Alles aber, was menschliches Elend und Unglück heißt,
Hungersnoth und Verzweiflung, Seuchen und Tod, erfüllten bald das
christliche Lager. Am meisten litten die deutschen Pilger, die durch die
Mühseligkeiten, Gefahren, Entbehrungen und Kämpfe aus der Pilger¬
fahrt ermüdet, entkräftet und erkrankt, vor Akkon endlich angelang-t, dort
nicht einmal eine Erleichterung und Hülfe fanden, wie die Tempelherren
und die Brüder des Iohanniterordens sie den Pilgern aus Frankreich
und Italien zu Theil werden ließen, denn die geringe Zahl von Brü¬
dern des deutschen Hospitals zu Jerusalem, die unter den Johannitern
mit vor Akkon gezogen waren, vermochte wenig zur Milderung des Elen¬
des zu wirken.
Da traten zuerst einige Bürger aus Lübeck und Bremen, die unter
der Kreuzfahne des Grafen Adolf von Holstein mit ins heilige Land
gepilgert waren, voll christlichen Mitleides zusammen, um unter dem
Schutze ihrer Schiffssegel, die sie als Zelte aufgeschlagen, kranke deutsche
Pilger zu pflegen und zu erquicken, so viel es ihnen möglich war. Mit
ihnen aber verbanden sich bald zum christlichen Werke des Mitleides
und der Liebe auch die Brüder des deutschen Hospitals zu Jerusalem,
so viele ihrer im Lager waren. Je schöner und erfreulicher der Geist
reiner menschlicher Liebe und christlicher Milde in dem frommen Werke
lebte und wirkte, mit um so größerem Wohlgefallen sah auch Herzog
Friedkich von Schwaben auf dasselbe hin, und hinblickend auf die bei¬
den schon bestehenden Ritterorden, auf den der Templer, der zumeist
für die Pilger aus Frankreich, und auf den der Johanniter, der für
die aus Italien gestiftet und bestimmt war, faßte er den Gedanken auf,
auch für die Deutschen eine ähnliche Stiftung zu begründen.
In einer Rathsversammlung von Fürsten und Bischöfen, des Kö¬
nigs und des Patriarchen von Jerusalem, der beiden Meister vom Tem¬
pel- und Johanniterorden und vieler Herren des Abend- und Morgen¬
landes, sprach Herzog Friedrich seinen Entschluß zur Stiftung des neuen
Ordens aus. Er fand Beifall und Billigung. Alsbald erhielten die
Meister der beiden genannten Orden, der Patriarch von Jerusalem und
andere hohe Geistliche den Auftrag, sich über Regel und Gesetz des
neuen Ordens zu berathen, und sie fanden für zweckmäßig, für ihn die
Regeln und Gesetze der Templer und Johanniter also zu verbinden,
daß die Ritterbrüder des neuen Ordens als Kämpfer und Streiter für
die Sache Christi und der Kirche an das Gesetz und die Ordnung der
Tempelherren gehalten, ihre Pflichten aber in christlicher Mildthätigkelt
und Pflege der Unglücklichen und Leidenden nach den Regeln der Jo¬
hanniter geordnet sein sollten. Die Jungfrau Maria sollte auch fortan
ihre Schutz- und Schirmherrin sein; darum sollten auch die Glieder
des Ordens „Ritter unserer lieben Frauen" oder „Brüder des Hospi¬
tals unserer lieben Frauen der Deutschen zu Jerusalem" genannt wer¬
den. Und als 1191 der Papst Clemens III. und der deutsche König