Full text: Die Geschichte der neuern Zeit (Bd. 3)

464 72. Friedrich Wilhelm I., König von Preußen. 
Armee, im 2and, am kaiserlichen Hof hervorgebracht. Graf Königsegg 
wurde von der Armee abberufen und verlor das Präsidium des Hof- 
Kriegsrathes, wurde aber zum Oberst-Hofmeister der Kaiserin ernannt. 
Der dritte Feldzug begann 1739. An Königsegg's Stelle hatte 
Graf Wallis den Oberbefehl des Heeres übernommen. Durch falsche 
Nachrichten getäuscht, glaubte er, bei Kr ozka stehe nur der Vortrab des 
türkischen Heeres, 12,000 Mann stark; der Großvezier werde erst in 
drei Tagen Nachkommen. Wallis beschloß die Türken anzugreifeu. Bei 
Panschova ging er über die Donau, Neipperg blieb mit einer Heeres¬ 
abtheilung auf dem linken Ufer des Stromes. Der Tag brach eben 
an, als das Cuirassier-Negiment Johann Palffy aus einer Schlucht her¬ 
vorkam und, statt der vermutheten 12,000 Osmanen, mit nicht ge¬ 
ringem Erstaunen auf der Anhöhe gegenüber das ganze türkische Heer 
in Schlachtordnung sah. Der Großvezier griff alsobald an. Die Eui- 
rassire wurden, nach heldenmüthigem Widerstand, aufgerieben, das Re¬ 
giment Savoyen wurde auf vier eben aufmarschirende Regimenter ge¬ 
worfen; drei Generale, so wie die Prinzen von Waldeck und Hessen- 
Rheinfels trachteten vergebens, der Unordnung zu steuern, und fanden 
rühmlichen Tod. Die Schlacht war verloren und nur der vierte Theil 
des kaiserlichen Heeres in das Gefecht gekommen. 
Wenige Tage nach der Schlacht bei Krozka eröffnete der Gro߬ 
vezier die Belagerung von Belgrad. Hier entschied sich der Krieg. Die 
Besatzung war 20,000 Mann stark. Die erste Aufforderung hatte der 
Commandant Suckow mit Kanonenschüssen beantwortet, aber bald dar¬ 
auf dem Grafen Wallis berichtet, die Festung sei unhaltbar, es sei 
eine große Bresche da. Nach vierzehntägigen Unterhandlungen wurden 
die Friedens-Präliminarien unterzeichnet. Der Friede wurde auf 27 
Jahre geschlossen, die Donau und Sau als Grenze der beiden Reiche 
bezeichnet; Rußland behielt Asow, doch mußte es die Festungswerke 
schleifen. 
Die zwei früheren Kriege Oesterreichs gegen die Pforte waren ge¬ 
recht und endeten mit den glorreichen Friedensschlüssen von Carlowitz 
und Passarowitz; dieser Krieg war ungerecht und führte zu dem schmäh¬ 
lichen Frieden von Belgrad. 
72. Friedrich Wilhelm i.y König von Preußen. 
(Nach Christian Wilhelm von Dohm, Denkwürdigkeiten meiner Zeit, und 
Ludwig Häusser, deutsche Geschichte vom Tode Friedrich des Großen.) 
Der zweite König in Preußen, Friedrich Wilhelm I., war ein 
Mann von sehr gesundem Verstände, einem außerordentlichen Gedächt- 
niß, und richtigem Urtheil in Sachen, die er hinlänglich kannte. Nicht
	        
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