Full text: Die Geschichte des Alterthums (Bd. 1)

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IX. Die Griechen. 
Sokrates das Richtige gesagt, wenn er für sein Wirken in Athen von 
seinem Volke die Speisnng im Prytancum fordert. 
90. Spartak (zweite) Hegemonie*). 
(Nach K. Köhnhorn, Geschichte der Griechen.) 
Sparta trat jetzt als der mächtigste Staat an die Spitze aller 
Staaten Griechenlands, übte aber als roher Soldatenstaat, in welchem 
sich die durch Lykurg's Gesetze gewaltsam unterdrückten Leidenschaften 
nun einmal Luft gemacht hatten, weit größere Bedrückungen und Ge- 
waltthätigkeiten aus, als Athen während seiner Hegemonie, von 477 
bis 404 v. Chr., sich hatte jemals zu Schulden kommen lassen. Athen 
hatte vielmehr während dieser Zeit viel Großes vollbracht; nicht nur 
die Macht Persiens gebrochen und Griechenland von fremder Herrschaft 
befreit, sondern auch das Reich des Geschmacks und der Weisheit und 
somit den Ruhm der Hellenen auf ewig begründet. Sparta, das bis¬ 
her seine Rohheit und seinen soldatischen Uebermuth durch ehrwürdige 
Tugenden der Selbstbeherrschung, der Mäßigung und der Vaterlands¬ 
liebe wieder ausgeglichen hatte, fing seine Herrschaft damit an, daß es 
in den meisten Staaten, die mit Sparta wider Athen gcfochten hatten, 
um sich ihre eigene Unabhängigkeit und Selbständigkeit zu sichern, eine 
Schreckeusregieruug, wie jene der Dreißig in Athen, mit Gewalt cin- 
führte und einen Commissar oder Vogt (^ttoanfe) ernannte, der die 
Oberaufsicht führen mußte. Selbst Sparta'ö Waffeugefährten wurden 
zu Widersetzlichkeiten gereizt durch die gebieterische Strenge, mit der Ly- 
sander und seine Creaturen überall zu Werke gingen und durch geheime 
Verbindungen (hougsiai) und Besatzungen jedes Aufstrebeu des Volkes 
sogleich im Keime erstickten, so wie durch die unermeßliche Habsucht, 
welche mit unerhörter Grausamkeit und unmenschlicher Kaltblütigkeit ver¬ 
übt wurde, nachdem nun einmal Sparta gegen seine Natur zur See¬ 
macht geworden war und zur Unterhaltung seiner Flotten Geld ge¬ 
brauchte, das man nach Aufhebung des lykurgischen Gesetzes von den 
eroberten Städten und Inseln erpreßte und in Sparta aufhäufte. 
Ein furchtbares Beispiel von Tyrannei gab der Spartaner Klear- 
chus in der Stadt Byzantium. Hier waren Unruhen ausgebrochen. 
Klearchus wurde von Sparta zur Dämpfung derselben hingeschickt. Allein 
kaum hatte sich dieser neue Harmost in seinem Amte festgesetzt und zur Auf- 
rechthaltuug der Ruhe Söldner um sich versammelt, als er alle Behör¬ 
den der Stadt zu sich eiuladen und alle treulos niederhauen ließ. — 
Nicht minder Furcht und Grausen erregend war das Verfahren gegen 
*) SBcrgí. Ludw. Herbst, ein Wort über Sparta's Hegemonie und Politik 
in Jahn's Neuen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik, 4858. I. 
S. 704 ff.
	        
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