120. Die italischen Völker außer Rom.
45!
mehr und mehr den Charakter eines Tempelstaats und schlug in ein
weltliches Reich über, indem es unter Jonathan ein syrisches Lehens-
sürstenthum, unter Simon eine unabhängige, wohleingerichtete Ethnarchie,
unter Johannes Hyrkanus durch Samaria und Jdumäa erweitert, unter
Aristobul I. zu einem Königreich erhoben wurde, das daun unter Alexan¬
der Jannäus sogar fast die Grenzen des alten davidischen Reiches wie¬
der gewann.
XI. Die Römer.
120. Die italischen Völker außer vom.
(Nach Wilhelm Wachömuth, europäische Sittengeschichte.)
Italiens Bevölkerung in der Zeit vor Roms Herrschaft war bunter
gemischt, als in irgend einem der bisher genannten Länder; Einfluß
der Natur des Landes auf Zerrissenheit der Völker ist unleugbar; ganz
anders mußte das Völkerleben in dem Kessel Ober-Italiens, um den Po,
als in den rauhen Schluchten des Apennin, und anders, als hier, in
dem üppigen Campanien und am tarentinischen Busen sich gestalten.
Aber auch nicht einmal eine gewisse äußere Gleichartigkeit konnte in dem
Lande, das doch nördlich durch Gebirge und übrigens durch das Meer
eine äußere Geschlossenheit hat, sich bilden; denn zu der heimischen Be¬
völkerung kamen in einer Zeit, wo diese ihr eigenthümliches Leben zu
entwickeln begann, Fremdlinge, überlegen durch Wissen oder rohe Ge¬
walt, nach Süden Griechen, nach dem Norden Gallier, und so wurden
diese beiden Enden Italiens dem heimischen Leben entfremdet, und des¬
sen Geschichte auf die Mittellandschaften beschränkt. Was wir heimi¬
sche Bevölkerung nennen, diese läßt verschiedenartige Abstammung erkennen
und bekundet sich zum Theil als von außen eingewandert; namentlich
sind pelasgische und illyrische Ansiedlungen unbezweifelt. Von manchen
der altitalischen Völker weiß die Geschichte gar wenig zu berichten;
Oenotrer, Choner, Messapier, Salentiner, Calabrer, Peucetier, Daunier
im südlichen, und Veneter, Euganecr rc. im nördlichen Italien sind nur
wie Schattenrisse auf Italiens Völkertafel; ihr Dasein erregt keine
Theilnahme, ihr Untergang kein Bedauern. Andere trugen einen, wie
es scheint, sehr vollgehaltigen Keim künftiger fruchtreicher Entwicklung
in sich, wurden aber entweder aus ihren heimatlichen Wohnsitzen, wo
jene hätte reifen können, verdrängt, so die Siculer, die aus der Um¬
gegend der Tiber nach Süd-Italien und Sicilien hinabwichen, oder in
ihrer Landschaft von mächtigen Nachbarn unterdrückt oder auf geringen
Raum beschränkt, so die Ausonen in Campanien und dem angren¬
zenden Gebirge. Von den beiden letztern aber erhielt sich ein bedeut¬
sames Denkmal von echt volksthümlichem Schrot und Korn in den
Sprachen der nachherigen Völkerschaften: ein siculischer Grundstamm im
29*