156. Krieg mit Antiochus III. von Syrien. 603
Botschaft verkündete, erst dann wagten sie es, sich ganz dem Gefühle
der Freude zn überlassen. Ein lautes Jubelgeschrei erfüllte die Lüfte;
Alle erhoben sich von ihren Sitzen, und priesen laut Titus Quinctius
Flamininus den großmüthigen Netter von Hellas. Des Festes wurde
nicht mehr gedacht; alle Blicke waren auf den römischen Feldherrn ge¬
richtet; um ihn drängte sich das Volk und empfing ihn mit Kränzen
und mit Bändern. Männer faßten seine Hände, den Saum seines
Kleides, Mütter hoben die Säuglinge ans ihren Armen empor, damit
sie schauten den edlen Fremdling, der ihrem Vatertande Freiheit ge¬
bracht habe. Nur mit Mühe entzog sich Flamininus ihren stürmischen
Huldigungen; das Dunkel der Nacht hemmte nicht die frohe Begeiste¬
rung, und erst der kommende Morgen trennte die festliche Versammlung.
Aber die Zurückkehrenden trugen den Ruhm der Römer in die Städte
und Länder, und Quinctius' Name war groß in allen Gauen von Hel¬
las. Auch säumte er nicht, seine große Verheißung zu erfüllen. Es
wurden Boten ausgesendet nach den verschiedenen Landstrichen, nach
Thessalien, Euböa, nach Thracien und den Inseln, um überall die
freie Verfassung wieder herzustellen, und die Angelegenheiten der klei¬
neren Staaten zn ordnen. Selbst an Antiochus, den mächtigsten Herr¬
scher im Morgenlande, erging die Aufforderung, die kleinasiatischen
Städte, die er theils durch Drohungen, theils durch Gewalt sich unter¬
würfig gemacht, zu verlassen, und ihnen den Genuß der vorigen Frei¬
heit zu gewähren. Denn so wollte es Quinctius' Eitelkeit; cs sollten
die Hellenen der alten Zeiten gedenken, wo durch die blutigen Perser¬
schlachten dem gesammten Vaterlande die Freiheit erkämpft wurde.
156. Krieg mit Antiochus III. von Syrien.
(Nach Karl Ludwig Roth, römische Geschichte.)
Während Römer und Macedonier mit einander kämpften, ließ An-
tiochus der Große seine Kriegsmacht sich vom Süden Klein-Asiens gegen
Norden hinbewegen, indem er die ägyptischen Besitzungen in Klein-Asien
eroberte, und zugleich nach Europa herüberkommen wollte, seinem Bun¬
desgenossen Beistand zu leisten. Die Rhodier nahmen sich der bedräng¬
ten asiatischen Städte nach Kräften an, und waren entschlossen, eine
Vereinigung der syrischen und macedonischen Kriegsmacht durch ihre
Flotte zn verhindern. Die Schlacht bei Kynoskephalä veränderte die
Lage der Dinge; Antiochus wollte für jetzt noch keinen Krieg mit Rom,
wozu er noch nicht gerüstet war, und Rom, das in früheren Erklärun¬
gen ihn mit zurückhaltender Schonung behandelt hatte, sprach jetzt schon
in befehlendem Tone. Er solle, hieß es, die Freiheit griechischer Städte
achten, die Städte Asiens räumen, die unter Philipp oder Ptolemäus
gewesen seien, und vor Allem darauf verzichten, nach Europa herüber-
zukommen. Nichts destoweniger nahm er Cölesyrien und Cilicien weg,